27.03.18
Montalegre, "der fröhliche Berg", ist eines der Eingangstore zum Nationalpark Peneda-Gerês. Die anderen befinden sich
in Lamas de Mouro, Mezio, Lindoso
und Campo do Gerês.
Unsere erste Etappe führt uns heute Vormittag auf der N308 nach
Pitões das Júnias, in eines der landschaftlich reizvollsten und abgelegensten
Dörfer des Nationalparks. Die Straße führt durch Bergpanoramen, wo gerade der
Ginster zu "erwachen" scheint. Das Bergdorf liegt auf 1120 m Höhe und ist von
den Gipfeln der Serra do Gerês umgeben.
Wir halten kurz hinter dem Ortseingang rechts auf dem "parque
de estacionamento" (41.84132°N 7.94630°W), der für Busse und PKWs gekennzeichnet
ist. Für unsere WC-Entsorgung nutzen wir den Abwasserschacht, der allerdings "in
die Jahre" gekommen ist.
Von hier gehen wir Richtung "Zentrum" und sind zunächst
erstaunt, da linker Hand ein ganz neuer, recht großer Parkplatz, der auch
für Wohnmobile geeignet ist, hergerichtet wird. Wie es aussieht, wird hier demnächst
auch eine Ent- und Versorgungsstation angeboten.
Obwohl noch keine Saison herrscht, macht das Bergdorf auf
uns einen sehr "lebendigen" Eindruck, bis auf die Katze, die tot auf der Straße liegt. Neben den dominierenden Granithäusern entstehen
auf bestehenden Fundamenten neue Bauten, bzw. dienen schon jetzt seinen
Besitzern als "noble" Unterkunft. Laut Reiseführer sind die Einwohner mehrheitlich
Kleinbauern, alte Menschen und Heimatrückkehrer, die ihre Rente in Frankreich, Deutschland
oder im fernen Brasilien verdient haben.
Ab Pitões das Júnias gibt es nur noch ein Weiterkommen zu
Fuß, wir müssen also wieder die gleiche Strecke zurück über die
M513 bis zur N308 und fahren über Outeiro, vorbei am Stausee Barragem de Paradela, weiter Richtung Ferral und wieder vorbei
am nächsten Stausee, den Barragem de Venda Nova in Richtung Vila Nova. Es ist die reinste Berg- und Talfahrt.
Ehe wir
in Vila Nova ankommen, durchlebe ich eine mittlere Belastungsprobe – der Navigator
führt uns durch eine sehr enge Ortschaft, die sehr abenteuerlich, auch für unser Wohnmobil-Gespann
ist. Die uns entgegenkommenden Kühe sind nicht das Problem, es sind die Felsen,
die uns links und rechts "begrenzen".
Mit zentimetergenauer Durchquerung oder
auch "durch diese (hohle) Gasse muss ich kommen", stehen wir vor der nächsten Entscheidung:
fahren wir nach rechts oder weiter geradeaus. Um nicht in einer Sackgasse zu
landen steige ich aus und schaue mir die Gegebenheiten an – hier geht’s wirklich
nicht weiter, bzw. ist ein Durchkommen nicht möglich. Die steile Gasse wieder oben
angekommen erkläre ich Young-Ran die Situation, die darauf hinweist, dass
geradeaus ein Fahrzeug steht, an dem wir auch nicht vorbeikommen. Sie hat
recht. Ich laufe die Gasse, die auch recht stark nach unten führt, bis zu dem im
Wege stehenden Fahrzeug und spreche dort einen Mann an, der sofort versteht und
andeutet, dass er sein Fahrzeug zur Seite fahren wird. Aber, er schaut nach
oben und gibt mir dann zu verstehen, dass ich mit unserem Fahrzeug "da unten" nicht weiter komme. Es ist zu hoch. Ich sollte umdrehen und links wieder aus
dem Ort herausfahren. Also wieder zurück zum Auto gelaufen, die steile Gasse bringt
meinen Puls auf höhere Werte – und nicht nur die, sondern auch das Rangieren
des Fahrzeugs auf engstem Raum. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – wir kommen
schließlich unbeschadet wieder aus der Ortschaft heraus und treffen kurze Zeit
später in Vila Nova ein. Hier parken wir in einer Kurve an einem kleinen, eingezäunten
Sportplatz (41.69654°N 8.01882°W), wo wir erst einmal kurz durchatmen und uns für
den bevorstehenden Spaziergang stärken.
Etwas unterhalb des Parkplatzes beginnt der ca. 20 Minuten
dauernde Fußweg zu einer der legendärsten Steinbrücken des Nationalparks, zur mittelalterlichen
Ponte da Misarela.
Das letzte Stück führt über die originale
Via Romana bis hinunter zur Brücke. Das untere Drittel führt teils steil über
grobe Felsen, was für geübte Wanderer kein Problem sein dürfte (so der
Reiseführer). Wir kennen unsere Grenzen und bestaunen die Brücke, die sich über
eine wilde Felsenschlucht des Rio Rabagão schwingt, von mehreren oberen Aussichtsplattformen und genießen die wunderschöne Umgebung um uns herum.
Es ist der "Tag der Kühe". Jedenfalls begegnet uns heute zum zweiten Mal eine Kuhherde, diesmal auf dem Rückweg zum Fahrzeug, und so hautnah, dass Young-Ran hinter meinem Rücken, der ja wahrlich nicht sehr
breit ist, Schutz sucht. Erfolgreich. Zora bleibt souverän – sie ist absolut ruhig.
Der Abenteuer heute genug, fahren wir ohne Umwege über Fafião direkt
nach Guimarães zum großräumigen Besucherparkplatz des Castelo (41.44876°N 8.28921°W),
wo einmaliges Übernachten erlaubt ist.
Da sich die nächste Schlechtwetterfront für
morgen ankündigt, werden wir die nächsten Tage in niedrigerer Höhenlage verweilen, ehe wir
nochmals in den Parque Nacional da Peneda-Gerês mit seinen Höhen zwischen 1300 bis
1500 Metern aufbrechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen