06.03.18
Man möchte meinen, dass sich in der Nacht der Himmel ausgeweint hat – denn am
Morgen strahlt die Sonne in voller Pracht über dem Parque de Campismo
Municipal. Wir nutzen unsere Chance und machen uns auf den Weg nach Idanha-a-Velha,
das zu den zwölf offiziellen Historischen Dörfern Portugals zählt, die im
Rahmen eines europäischen Förderprogramms restauriert und dem Tourismus
zugänglich gemacht wurden. Die weiteren "Aldeias
Históricas" sind Almeida, Belmonte, Castelo Novo, Castelo Mendo,
Castelo Rodrigo, Linhares da Beira, Marialva, Monsanto, Piódao, Sortelha und
Trancoso.
Vom Parkplatz neben der Stierkampfarena (39.998229°N 7.143915°W) gehen wir zum römischen Stadttor und auf die begehbare Stadtmauer. Da der Weg mit Gitterrosten ausgelegt ist, kapituliert Zora recht schnell und sucht sich, abseits von uns, ihren eigenen Weg.
Obwohl genügend Informationstafeln im Ort auf die jeweiligen Sehenswürdigkeiten
hinweisen, sind wir "nicht so ganz bei der Sache", obwohl
Idanha-a-Velha aufgrund seiner Ruinen einige der wichtigsten archäologischen
Stätten des Landes besitzt.
Von einem der wenigen Menschen, die noch in Idanha-a-Velha leben, werden wir
angesprochen und in seinem "Verkaufsraum" gebeten. Er offeriert uns
Ziegenkäse, Wein und Honig. Um dem älteren Herren eine kleine Freude zu
bereiten, lassen wir uns je ein Produkt in seine schon geöffnete Plastiktüte legen. Wohl als Dank bietet er uns seine Toilette an, die wir herzlich
dankend ablehnen – weil es nicht "nötig" ist.
Wir bummeln
weiterhin durch das von der Zeit scheinbar vergessene Minidorf, sinnieren über
das Leben der Bewohner von Idanha-a-Velha nach und vernachlässigen die
denkmalgeschützten Attraktionen. Vielleicht, weil wir einiges Historische
zwischenzeitlich schon gesehen haben, oder sich das Wetter immer wieder eintrübt und wir
Schutz vor Regenschauern nehmen müssen. Vielleicht aber auch, weil wir gedanklich schon den nächsten Ort im Kopf haben. Idanha-a-Velha möge uns verzeihen.
Uns zieht
magisch eine imposante Erhebung von knapp achthundert Metern Höhe an, der Mons
Sanctus, der Heilige Berg. Das historische Dorf Monsanto schmiegt sich auf eine "natürliche" Weise an die Granitfelsen an.
Der Anblick der steil ansteigenden Gassen lässt Young-Ran
kapitulieren. Sie entlässt mich mit den besten Erkundungswünschen und bleibt
mit Zora in der Wohnkabine zurück.
Young-Ran versäumt sicherlich das interessanteste Dorf auf unserer Portugal-Tour. Die schroffe Natur und das, was die Menschen daraus gemacht
haben, gehen eine harmonische Verbindung ein. Die riesigen, oft bizarr runden,
zu schweben scheinenden Granitfelsen und die Höhlen, die sie formen, verbinden
die einzelnen Häuser miteinander und bilden für sie Boden, Wände und Dach. So
ergibt sich eine Szenerie aus schmalen Gassen, in denen von der Natur
geschaffene Felsen, von den bearbeiteten Steinen der Häuser, kaum zu
unterscheiden sind. Ein wahrlich einmaliges Verhältnis zwischen Natur und
Mensch.
Kurz vor dem Gipfel, kurz vor dem Anstieg zum Castelo e muralhas
de Monsanto, gebe ich auf – der Weg wird mir zu "unübersichtlich", zu
schwierig. Mein rechter Fuß gibt mir immer noch nicht die Sicherheit, die ich
hier benötige – ich kehre zurück, auch wenn ich den herrlichen Ausblick von "ganz oben" nicht genießen kann.
Trotzdem bin ich Monsanto wahnsinnig
verfallen, so sehr, dass ich mich nicht auf den Rückweg konzentriere. Überall
ist ein "fotogener" Stein, der auch noch eingefangen werden muss. Und wie es so
kommen muss, geht irgendwann die Orientierung verloren. Jetzt heißt es, sich
wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren – auf den Weg zurück zu Young-Ran.
Tanja schreibt insbesondere für die Wohnmobilisten: Erst
einmal aber parken wir das Wohnmobil im Ort davor, auf dem Dorfplatz von Relva
– denn in Monsanto selbst kannst du nicht reinfahren, und die Parkmöglichkeiten
sind begrenzt. Wenn überhaupt nichts los ist, dann geht das aber schon, vor
allem mit einem Kastenwagen. Ansonsten fährt dich ein Bus nach oben.
Wir sind in Monsanto reingefahren, hatten Glück und stehen auf dem letzten freien Parkplatz, gegenüber dem Café O Baluarte. Durch einige meiner Aufnahmen lernt Young-Ran nun auch Monsanto kennen – ganz ohne Anstrengung. Weil die Wetter App für die nächsten Tage wieder "Schlimmes" voraussagt nutzen wir den heutigen Tag – "wir" fahren ausgeruht weiter nach Penha Garcia.
Lassen wir nochmals Tanja zu Wort kommen: Penha Garcia: alte Mühlen und ein Praia Fluvial mit
Wasserfall. Erste Station ist das Dörfchen »Penha Garcia«. Wobei wir es nicht direkt
auf das Dorf abgesehen haben, sondern auf das, was dahinter liegt. Um das zu
erreichen parken wir an der Staumauer und begeben uns zu Fuß hinab zu den
»Moinhos de Aqua«. Historische Mühlen, liebevoll restauriert. Eine Mühle ist
sogar in Betrieb, stolz ist man auch auf die kleine Fossilien-Ausstellung. Geht
man den Weg weiter bachabwärts, kommt man zu einem der schönsten Praia Fluvials überhaupt, dem »Praia Fluvial do Pego«. Koordinaten Staumauer:
40.045614, -7.014013.
Da unser heutiger Tag "vollgepfropft" mit Besichtigungspunkten ist, verzichten wir auf den »Praia Fluvial do Pego«, schauen uns nur die von Tanja beschriebenen »Moinhos de Aqua« an und fahren unter Auslassung von Benquerenca und Malcata nach Sabugal, um dort auf dem öffentlichen Parkplatz (40.35044210N 7.08986490W), der nicht als Stellplatz ausgewiesen ist, zu übernachten.
Vielleicht ist es nicht für jeden nachvollziehbar, warum wir jetzt "vorwärts eilen". Es ist das Wetter. Wir nähern uns der Serra da Estrella mit Höhen bis zu 1.900 Meter. Morgen ist nochmals ein regenfreier Tag in Aussicht gestellt, danach nur noch Regen, Regen, Regen bis auf unbestimmte Zeit. Auf der Tour in Richtung Torre (1.993 m) ist also mit Schneefall zu rechnen, den wir möglichst "aus dem Weg" gehen wollen, da die Ganzjahresreifen des PickUp nicht mehr optimal für den Winterbetrieb geeignet sind.
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