Dienstag, 15. März 2016

25.02.2016 | Verabschiedung von Schluchsee mit erneutem Wintereinbruch

Nichts konnte mich bisher dazu bewegen, in die Türkei zu reisen. Nicht der fremden Kultur wegen, nein, die war ganz und gar nicht der Grund Abstinenz dem Land gegenüber zu zeigen. Es waren die Klischees von Antalya, Alanya und anderen deutschen "Hochburgen", die mir wenig Anreiz gaben, den asiatischen Teil dieses Landes kennen zu lernen. Erst die in den letzten Monaten zunehmende Berichterstattung gaben Anlass, mich intensiver mit dem Land zu beschäftigen. Syrische Flüchtlinge und besonders der Islam polarisieren und spalten ja nicht nur die deutsche, sondern darüber hinaus die gesamte europäische Bevölkerung. Was liegt näher, sich mit dieser Thematik verstärkt auseinander zu setzen und sich gleichfalls mit dem Land und mit seiner Bevölkerung zu beschäftigen. Dem Land, wo verschiedene Hochkulturen lebten und wirkten, wie mein Freund Günter ausführt. Mit seinen historischen Stätten, die wir aufgrund der unsicheren, politischen Lage, leider nicht gänzlich bereisen werden. Uns reizt aber auch die Natur dieses Landes, die in vielen Reiseberichten als unvorstellbar schön geschildert wird.

Jetzt, am Abend vor unserer Abreise prüfen wir nochmals unsere Liste mit allen mitzunehmenden Sachen. Wir legen alles für den nächsten Morgen zurecht, um jeglichen Urlaubsstress schon im Keim zu ersticken. Es darf nichts vergessen werden! Wird es uns diesmal gelingen? Damit sich die Spannung nicht allzu stark aufbaut – ja, wir haben alles mitgenommen. Auf jeden Fall sind wir noch bester Zuversicht beim Niederschreiben dieser Zeilen.

Was für eine Freude für Zora. Bei unserem heutigen Morgenspaziergang – noch ein letztes Mal in diesem Frühjahr – tollt sie ausgelassen im Neuschnee rum und fordert mich zum Spielen auf. Als ob sie ahnt, dass uns bald warme, später dann auch heiße Tage bevorstehen. Wohlgemerkt, vom Wetter ist hier die Rede. Ich selbst laufe mit geringer Begeisterung mit meinen Halbschuhen durch den knöchelhohen Schnee. Meine Wanderstiefel, schnee- und wassergeschützt, sind für die Reise schon eingepackt. Der Sache gewinne ich aber auch Gutes ab, da der Winter sich von seiner besten Seite bei uns verabschiedet. Hell glitzernder, unberührter Schnee und aufkommende Sonne am klaren, blauen Himmel – was will das Herz mehr. Dieses winterliche Bilderbuchwetter soll aber nicht lange anhalten. Kurz vor unserer Abfahrt zieht sich der Himmel zu. Triest und ungemütlich wird es, -2 °C zeigt das Thermometer.


In Kaş, unserem zukünftigen "Basislager" in der Türkei, werden zur Zeit 14 °C gemessen. Unsere Türkei-Reise startet bei schmuddeligem, ungemütlichen Wetter und bleibt während der nächsten Stunden stabil. Auf der Gotthard Raststätte wird uns bei Schneeregen und leicht weißen Berghängen die Temperatur mit 1 °C angezeigt. Immerhin ein leichter Temperaturanstieg. Unverhofft kommen wir auf der Raststätte zum Genuss meiner Lieblingsschokolade – Toblerone für 2 Euro, die gegen zwei Toiletten-Gutscheine eingetauscht wird. In Bellinzona begrüßt uns endlich der Frühling. Grau-blauer Himmel, "dezenter" Sonnenschein, die Bergspitzen nur noch schneebedeckt und sage und schreibe 12 °C lassen unsere Herzen höher schlagen. Nicht nur die ansteigende Temperatur – auch die Quarkbällchen haben es Young-Ran angetan. 6 Stück gibt sie mir auf meine Frage zur Antwort, so viel hat sie gegessen – außerdem sind sie klein, in der Größe zwischen einem Tischtennis- und Tennisball. Für ein ausgefallenes Mittagessen wirklich nicht zu viel – wenn da nicht das Abendessen bei Antonietta auf uns warten würde.

Gegen 20 Uhr treffen wir in Diano Arentino ein, werden von Antonietta und ihrer 85jährigen Mama überschwänglich begrüßt - der gedeckte Tisch wartet auf seine Gäste. Spaghetti und kleine Pizzateilchen als Vorspeise, Kaninchen als Hauptgericht. Antoniettas Küche ist köstlich – fünf Sterne werden von mir vergeben. Allein die Kochkünste Antoniettas lohnen einen Umweg von ca. 340 km – insbesondere aber die außergewöhnliche Gastfreundschaft, die wir nun schon seit vielen Jahrzehnten genießen. In den ersten Jahren unseres Kennenlernens noch zusammen mit ihrem Milo, der viel zu früh, vor zwanzig Jahren verstarb. Viel Gesprächsstoff steht zur Verfügung – Vergangenes wird intensiv behandelt. Zwei Jahre sind es her, dass wir das letzte Mal zusammensaßen. Etliches ist zwischenzeitlich passiert, nicht nur positives. Aber das zählt heute Abend nicht, heute genießen wir das Zusammensein unter Freunden und zu später Stunde auch die Apfelküchle von Antoniettas Mama.



13.244 km Tagesstart
13.889 km Tagesende


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