Samstag, 26. März 2016

09.03.2016 | Die Halbinseln Bozburun und Resadiye

Es gibt auch andere Frühaufsteher. Schon vor 7 Uhr werden von einem der Restaurantbesitzer, es sind drei Männer, die die Lokalität führen, die frisch sprießenden Topfpflanzen gestutzt. Ein Hund hält sich in gebührendem Abstand zu uns auf, ein anderer fühlt sich bei uns an der Wohnkabine wohl.



Die Lokalität YÖRESEL ÜBÜNLER scheint ein touristischer Anziehungspunkt zu sein, so zumindest deute ich die vielen Souvenirs, die sich hier präsentieren. Mehr oder weniger ist es das übliche Touristensortiment, bis auf die großen Schildkröten, die sofort ins Auge springen. Oliven in überdimensional großen Gläsern, Olivenöl in Henkelflaschen und mit Honig gefüllte dunkel- oder hellleuchtende Gläser ergänzen das vielfältige Angebot.


Vor unserer Weiterfahrt bedanken wir uns für die Übernachtungsmöglichkeit, fragen nach dem Abzweig Richtung Bozburun und schießen noch ein Erinnerungsfoto. Wir unterbrechen hier unsere Anfahrt Richtung Kas und beginnen, richtiger schon von Marmaris aus, eine Rundreise durch den Südwestzipfel der Türkei, um den Golf von Gökova. Fraglich ist zu diesem Zeitpunkt nur, ob das Wetter mitspielt – die Vorhersagen deuten auf Schlechtwetter hin.

Sieben Kilometer sind es noch bis zum Abzweig nach Bozburun – ab hier erstreckt sich die gleichnamige Halbinsel in südliche Richtung. Die Gegend am südlichsten Zipfel der türkischen Ägäisküste gehört zu den ursprünglichsten und unberührtesten der Südtürkei. Früher waren die Buchten und Orte der Halbinsel vor allem Ziel der Segler. Seitdem die ehemaligen Schotterstraßen zu asphaltierten Straßen ausgebaut wurden, sind die Orte auch mit dem Auto besser erreichbar. Auch Bozburun, das wir auf einer landschaftlich reizvollen Strecke mit traumhaften Küstenabschnitten noch am Vormitttag erreichen.



In dem ehemaligen Schwammtaucher- und Fischerort hat man sich heute auf die Bedürfnisse der Yachtbesitzer eingestellt und ist auch als traditionelles Zentrum des Bootsbaus bekannt. Wir laufen am überschaubaren Yachthafen herum, an einigen Restaurants, Souvenirläden und einigen wenigen Unterkünften vorbei, bis zu einer Schule und kehren dann um. Der beschauliche Ort überzeugt durch Natürlichkeit und wird durch keine Hotelklötze verschandelt. Kein Wunder, dass er heute zu den wenigen authentischen Orten der Region zählt. Ein vor seinem Haus sitzender älterer Herr ruft uns ran und schenkt uns ein paar Früchte, die sehr gut schmecken, uns aber unbekannt sind. In einem touristisch "überlaufenden" Ort ist solch eine Begegnung nicht mehr möglich.





Kurz vor dem Ortsausgang halte ich noch einmal an, um ein Gulet zu fotografieren. Gulets sind wuchtige, behäbige Holzschiffe, die typischen Blaue-Reise-Yachten, mit denen die Touristen Bootstouren unternehmen. Die Schiffs-Gerippe stehen mitten in der Landschaft, werden in mehreren kleinen Familienbetrieben gebaut und in der Winterzeit bearbeitet. Für die Saison im Sommer müssen die Boote einsatzbereit sein. Jedes Jahr im Herbst findet im Ort das "Bozburun International Gulet Festival" statt.



Die gleiche Strecke, die wir gekommen sind, fahren wir wieder, also in nördliche Richtung, zurück. Diesmal sehen wir die stark zerklüftete Küste mit ihren unzähligen, fjordähnlichen Buchten, von entgegengesetzter Richtung. Und immer wieder habe ich in solch einer Situation den Eindruck, etwas Neues zu sehen, in diesem Fall die Ortschaft Orhaniye, in der nach ihr benannten Bucht im Nordwesten der Bozburun-Halbinsel. Am Ausgang der Ortschaft, also nördlich, liegt die MARTI MARINA & YACHT CLUB, die ich von der Straße aus fotografieren möchte. Ich frage die in der Pförtnerloge sitzenden zwei Security-Damen, ob ich kurz das Gelände betreten darf und werde darauf hin zu einer Besichtigung der Marina eingeladen.











Young-Ran schließt sich an, Zora darf uns begleiten. Unsere Security-Dame zeigt und erklärt uns, mal deutsch-, dann wieder englischsprechend, auch den letzten Winkel der Marina. Zoras Verhalten nötigt der Security-Dame höchsten Respekt ab, very clever, very clever ist ein immer wiederholender Ausspruch von ihr, den Zora sehr gelassen zur Kenntnis nimmt. Aus dem kurzen Betreten des Geländes wird eine Führung von gut einer Stunde. Immer wieder werden wir auf Objekte hingewiesen, die in den Augen unserer begleitenden Dame lohnenswert sind, fotografiert zu werden – entsprechend viele Aufnahmen werden von mir auch geschossen. Nach Beendigung unseres Rundganges sind wir bestens informiert und bedanken uns überschwänglich für eine Führung, die wir so nicht erwartet haben – ein Kompliment an eine wiederum außergewöhnliche Geste türkischer Gastfreundschaft. Der Stolz unserer jungen Dame über das Gezeigte ist deutlich spürbar – er ist absolut berechtigt.

Einige Kilometer geht es nun noch weiter bis zur 400. Heute früh sind wir aus östlicher Richtung die Strecke angereist, jetzt fahren wir in westliche Richtung weiter und befinden uns nach wiederum einigen Kilometern auf der Halbinsel Resadiye, die sich westlich von Marmaris lang und schmal ins Meer reckt. Auch hier stoßen wir auf unberührte Buchten, die mich immer wieder veranlassen aus dem Fahrzeug zu steigen. Unzählige Serpentinen führen durch die schroffe, bergige Strecke, mit Ausblicken auf wilde Schluchten und türkisblaue, oft unberührte Buchten, anfangs mit dem Blick auf den Golf von Gökova, bis die Straße sich dann mehr von der nördlichen auf die südliche Seite der Halbinsel verlagert. Beinahe mittig, zwischen Anfang und Ende der Halbinsel, liegt die Aktur Camping & Motels Anlage, die, soweit ich das richtig sehe, über einen eigenen Strand verfügt.



Am späten Nachmittag, bei schönstem Sonnenschein, erreichen wir Alt Datca, Eski Datca, das in seiner Substanz erhalten ist und recht schön restauriert wurde.







Kleine, rustikale Restaurants und schön ausgestattete Souvenirläden, die von stadtmüden Künstlern betrieben werden, sowie Mandel-, Feigen- und Zitrusbäume in den Gärten schmücken die kleinen Gässchen. Das Bellen und das Hinterherlaufen einiger angriffslustiger Hunde veranlasst uns, das ansonsten friedlich erscheinende Örtchen, dennoch bald wieder zu veranlassen.

Unser Ziel ist das ca. 2 km entfernte Hafenstädtchen Datca, der Hauptort der Halbinsel Resadiye. Hier finden wir sehr schnell einen öffentlichen Parkplatz, ganz in der Nähe der kleinen, hübschen Uferpromenade, an der wir anschließend an Souvenirläden, Bars und Cafés vorbeischlendern und uns abschließend direkt am Kumluk-Strand in ein kleines Restaurant setzen.





Mit dem Blick in Richtung der hübschen Bucht und auf die untergehende Sonne, lassen wir den Tag ruhig ausklingen. Anders verhält es sich bei Zora. Sie muss noch das Heraneilen, dann aber glücklicher Weise, nur das Vorbeilaufen einer Hunde-Clique ertragen, die ihren gemeinsamen, recht zügigen Abendspaziergang  am Strand machen.



16.769 km Tagesstart
16.896 km Tagesende





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