Samstag, 19. März 2016

01.03.2016 | Ist das Fahrzeug das erste Mal in der Türkei?

Direkt vom Nationalpark fahren wir zurück nach Dadia, von hier aus auf die E85 südlich bis zum Abzweig Ardánio und dann weiter zur griechisch-türkischen Grenze, die wir bei Kipi/Ipsala am frühen Nachmittag überqueren.

Bei mir herrscht innere Spannung – ein Gefühl, das ich aus der Zeit des geteilten Deutschlands an der Innerdeutschen Grenze nie vergessen werde. Militär an der Grenze, mehrere Kontrollstellen, die wir zunächst auf der griechischen Seite passieren müssen. Das Grenzpersonal auf beiden Seiten ist freundlich und doch reserviert. Auf der griechischen Seite werden unsere Pässe kontrolliert und unser Fahrzeug äußerlich "begutachtet". Dann die Aufforderung, die Wohnkabine zu öffnen. Ein "Grenzer" steigt in die Wohnkabine und fragt nach, was wir mitführen – nur persönliche Sachen. Einige Blicke hinter den geöffneten Türen, das eine oder andere Verstaute angehoben und zur Seite geschoben, soweit es ging, dann wurde das Fahrzeug, bzw. wir zur Weiterfahrt aufgefordert.

An der türkischen Kontrollstelle reiche ich unsere Fahrzeugpapiere und persönlichen Dokumente raus. Ist das Fahrzeug das erste Mal in der Türkei? werde ich durch das kleine Fenster des Kontrollhäuschens gefragt. Ich bejahe die Frage und kann mit sämtlichen Papieren weiter zur nächsten Kontrolle vorfahren. Hier dann nochmals die Bitte um Vorlage der Fahrzeugpapiere. Nun wird auch die grüne Versicherungskarte "erbeten". Kein Problem, die und weitere Unterlagen für den Bedarfsfall eines Unfalls, kann ich vorlegen. Es folgt aus dem Kontrollraum heraus eine Frage, die ich nicht verstehe. Der Fragende wendet sich an seinen Kollegen, der nun nach einer Vollmacht der RAW fragt, auf die das Fahrzeug, nicht die Wohnkabine, zugelassen ist. Die kann ich nicht vorlegen. Was nun? Ich erkläre mit Unschuldsmiene und scheinbar voller Überzeugung, dass ich Mitgesellschafter des Unternehmens bin – das reicht. Wir dürfen in die Türkei einreisen.

Meine Anspannung verschwindet und wir genauso schnell von der Grenze, weiter auf der E90/110, in Richtung Istanbul. Am Knotenpunkt Kesan, ca. 40 km nach dem Grenzübertritt, folgen wir der E90/E87 südlich zur Halbinsel Gelibolu. Mehrmals werden wir von vorbeifahrenden Fahrzeugen mit Hupen begrüßt, mitfahrende Fahrzeuginsassen winken uns freudig zu. Was für eine Begrüßung, was für eine Willkommenskultur! In der gleichnamigen Stadt, in Gelibolu, wollen wir für heute Zwischenstation machen.

1357 wurde die Stadt als erste in Europa, wir sind noch im europäischen Teil der Türkei, von den Türken erobert. Unsere Absicht ist es, auf der Landzunge nordöstlich des Zentrums, nahe dem Leuchtturm, einen Spaziergang am Ufer entlang zum Fischmarkt am Hafen zu machen. Gelibolu ist bekannt für Sardinen, die in Konservendosen eingelegt, hier zu kaufen gibt. Soweit kommen wir allerdings nicht. Wir fahren in ein Marktgelände hinein, wo Standbesitzer ihre Befestigungsleinen hochheben müssen, damit wir durchfahren können. Ein gewisses Kopfschütteln ist nicht ganz zu übersehen. Für mich bleibt nur darauf hinzuweisen, dass ich die Straße aufgrund anderer, hinter mir befindlicher Fahrzeuge, nicht mehr zurückfahren kann. Uns wird deutlich gemacht, dass wir erst wieder aus dem Marktgelände ausfahren können – bis der Markt schließt und die Stände abgebaut sind. Unbeaufsichtigt wollen wir unser Fahrzeug nicht stehen lassen, warten deshalb gute 1 ½ Stunden auf das Marktende in der Wohnkabine, bis wir Gelibolu unverrichteter Dinge wieder verlassen.

 

 

Es wird schummrig, unser Ziel ist ein Campingplatz an der Westküste der Halbinsel bei Kabatepe – nicht wissend, ob er überhaupt geöffnet ist. In der Dunkelheit treffen wir am vermeintlichen Ziel ein. Am halbgeöffneten, schweren Eisentor, steht ein Security-Mann. Ahnend, nicht vor dem Campingplatz zu stehen, möchte ich wissen, ob wir hier auf dem Gelände unser Fahrzeug abstellen können. Gegen eine Gebühr ja, antwortet der Wachdienst und stellt uns eine Quittung über 17,22 TL aus, ca. 5,75 €. Wir suchen nach einer Parkmöglichkeit und erkennen im dunklen das Hafengelände von Kabatepe. Sicherer und günstiger lässt es sich kaum Übernachten.

15.239 km Tagesstart
15.434 km Tagesende


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