Samstag, 19. März 2016

02.03.2016 | Asien rückt immer näher

In der Frühe laufen Fischerboote aus dem Hafen aus, Fährgäste und Fahrzeuge kommen von der vorgelagerten Insel Gökceada auf das Festland. Mit 20 km Länge und 13 km Breite ist die ehemalige griechische Insel Imbros die größte türkische Insel. Sie wurde 1923 durch den Lausanner Vertrag der Türkei zugesprochen.

 

Die nächsten Fahrzeuge stehen bereit, um auf die Insel überzusetzen. Ein streuender Hund schaut Zora beim Fressen zu. Zoras Trockenfutter wurde für die gesamte Dauer unserer Reise aus Gewichtsgründen auf das Gramm genau abgewogen, sodass keine Möglichkeit besteht, den traurig blickenden Hund zum Essen einzuladen. In der Tierwelt herrscht auch Ungerechtigkeit.

 

Beim Verlassen des Hafengeländes stellen wir fest, dass wir nur wenige Meter vom Kabatepe Cadirli Kamp übernachteten. Allerdings ist auch dieser Campingplatz, wie so manch anderer im Frühjahr, geschlossen.

Nicht weit entfernt sind wir vom Hügel Kabatepe, mit dem Museum Canakkale Destani Tanitim Merkezi, wo man multimedial durch den Gallipoli-Krieg geführt wird. Auf der schmalen, 60 km langen Landzunge, wurde einer der schrecklichsten Schlachten des Ersten Weltkriegs ausgetragen. An den heftigen Kämpfen waren über eine halbe Million Soldaten beteiligt. 300.000 türkische und über 200.000 Commonwealth-Soldaten wurden getötet, darunter viele Australier und Neuseeländer. Über die gesamte Halbinsel sind immer wieder Museen und Informationszentren zu dem ehemaligen Stellungskrieg zu sehen.



In der Gedenkstätte Kabatepe werden wir von einem Museumsführer angesprochen – akzentfrei in deutscher Sprache. Er ist in der Nähe Stuttgarts aufgewachsen. Nach seinem Hauptschulabschluss verließ er mit seinen Eltern Deutschland und wohnt heute in Canakkale, im asiatischen Teil der Türkei. Jeden Tag setzt er mit der Fähre über und geht hier seiner Arbeit nach. 60 Stunden die Woche, er ist kein Staatsangestellter, die 40 Stunden in der Woche arbeiten. Von ihm bekommen wir den Hinweis, die Fähre in Kilitbahir zu nehmen, um nach Canakkale überzusetzen. Von Eceabat dauert die Fährverbindung länger und ist dementsprechend teurer. Wir wünschen ihm für die Zukunft alles erdenklich Gute und verabschieden uns von ihm um weiter an den südlichsten Zipfel nach Seddülbahir, zum Meereswall, aufzubrechen.

 

Hier liegt die wichtigste Gedenkstätte des Historischen Nationalparks von Gallipoli – das 42 m hohe Monument Canakkale Sehitleri Abides. Es wurde zum Gedenken an alle Türken erbaut, die an der Schlacht teilnahmen. Jeweils am 18. März feiern die Türken ihre erfolgreiche Verteidigung der Dardanellen. Ich befehle Euch, nicht anzugreifen – ich befehle Euch zu sterben, hieß die Parole des türkischen Divisionskommandanten und späteren Staatsgründers Mustafa Kemal, der als Präsident der Türkei unter dem Namen Kemal Atatürk bekannt wurde.







Im Dorf Seddülbahir ist die Burgruine von 1659 zu besichtigen. Aufgrund von Renovierungsarbeiten war uns der Eintritt allerdings nicht möglich. Mit dem Blick auf den Leuchtturm und das offene Meer verlassen wir die jetzt friedlich anmutende Gegend auf "verschlungenen" Wegen nordwestlich Richtung Kilitbahir. Kurz vor unserem Ziel besichtigen wir die dreieckige Festungsanlage Namazgah-Schanze (Namazgah Tabyasi), die bis 1960 vom türkischen Militär genutzt wurde und erreichen gleich danach die 1462 errichtete osmanischen Sperrfestung Kilitbahir mit ihren wuchtigen Rundtürmen, sowie die gleichnamige Ortschaft. 





Nach einer kleinen Mittagsmahlzeit in einem kleinen Straßenrestaurant und kurzer Wartezeit setzen wir am frühen Nachmittag mit der Fähre auf den asiatischen Kontinent, nach Canakkale über. Die Fährverbindung dauert kaum 15 Minuten und reißt mit 35 TL für Fahrzeug und zwei Personen kein großes Loch in unser Portemonnaie. Durch den Umtauschkurs von Euro in Türkische Lira sowie den hiesigen Preisen wird die Reisekasse nur moderat strapaziert.

 

Canakkale zeigt sich als lebendige, geschäftige Stadt mit guten Einkaufsmöglichkeiten. In den Auslagen einer Konditorei können wir den grünen und enorm süßen Pistazienteilchen nicht widerstehen – sie sind einfach zu köstlich.

 

Ohne weiteren Aufenthalt fahren wir auf der A87/550 weiter bis zum Abzweig Ayvacik, dann weiter südlich auf der Landstraße bis zur Kardirga-Bucht, wo wir direkt vor einer geöffneten Taverna übernachten.

An Troja, was auf dem Weg lag, sind wir vorbeigefahren, Ephesus werden wir später auch nicht besuchen. Beide antiken Stätte haben wir schon 1977 bei einer kleineren Schiffsreise, die wir von Korfu starteten, kennengelernt.

Für Reisende, die ihren Urlaub an der türkischen Westküste verbringen, gehören diese antiken Stätte natürlich zum Pflichtprogramm.

15.434 km Tagesstart
15.587 km Tagesende


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