Sonntag, 27. März 2016

10.03.2016 | Knidos – die antike griechische Stadt

An der kleinen, sich nach Norden orientierenden Promenade Dündar Cadesie, entgegengesetzt zu der Promenade, an der wir den gestrigen Abend in dem kleinen Restaurant beendeten, laufe ich mit Zora an kleinen Ferien- und Hotelanlagen vorbei, die sicherlich auch höheren Ansprüchen genügen.


Am Hastane-Alti-Strand kehren wir um. Ein überdimensionierter Aschenbecherhalter weckt mein Interesse – er muss fotografiert werden. Die auf der Uferseite mit Palmen bewachsene Promenade strahlt morgendliche Ruhe aus. Kurz noch ein paar Fotos von der unmittelbaren Umgebung unseres Übernachtungsplatzes, dann folgt das Frühstücken.




Vor unserem "Aufbruch" nach Knidos bekommen wir noch Besuch von einem jungen Ehepaar aus Frankfurt, in gehörigem Abstand ihr Cocker Spaniel, der lieber erst von weitem Zora "begutachtet". Sie, türkische Landsmännin, bei der Lufthansa beschäftigt, er, deutscher Landsmann, am Flughafen arbeitend, haben sich ein Jahr "Auszeit" genommen. Ihre zwei Kinder gehen in Datca zur Schule, um die türkische Sprache zu lernen.



Sie sind zufrieden, dass sie Job und "eine etwas andere Lebensweise" miteinander verbinden können. Wir vertiefen unser Gespräch. Aylin und Daniel haben sich schon vor Jahren hier in Datca ein Haus und in der näheren Umgebung ein Grundstück gekauft. Heute sind die Immobilienpreise in Datca nicht mehr viel günstiger als in Deutschland. Auf dem Land sind aber immer noch gute und günstige Immobilien erhältlich. Ihre Auszeit finanzieren sie mit der Vermietung ihres Hauses in Deutschland – die Lebenshaltungskosten vor Ort sind niedriger als zu Hause. Ich erwähne den weiteren Verlauf unserer kleinen Rundreise um den Golf von Gökova, nach Knidos und weiter zum Hafen von Kardamena, von wo wir mit der Fähre nach Bodrum übersetzen wollen. Daniel informiert, dass der Fährbetrieb in der Winterzeit eingestellt ist – die Fähre erst ab ca. Mai wieder zu nutzen ist. Obwohl mir dies aus dem Reiseführer bekannt war, wollte ich wenigstens den Versuch unternehmen, auf dem kürzesten Weg nach Bodrum zu gelangen – so können wir uns nun den Weg nach Kardamena aber wirklich sparen. Aylin und Daniel geben uns vor unserer Verabschiedung noch ihre Telefonnummer – für den Notfall, wenn wir hier in der Türkei unerwartet Hilfe benötigen. Was für eine tolle Geste. Wir werden in Verbindung bleiben.

Wir wollen jetzt starten, sitzen schon im Fahrzeug und werden nochmals angesprochen. Ein Niederländer, teilweise hier und in Holland lebend, erzählt uns, was wir uns hier auf der Halbinsel Resadiye unbedingt ansehen sollten – auf jeden Fall Knidos, das auf unserem nächsten Programmpunkt steht. Auch von türkischen Gesetzen, die die Touristen schützen sollen aber auch von Gesetzen, die sie zu beachten haben. Die Türkei entwickelt sich, wie er sagt, zu einem totalitären Staat, mit Geheimpolizei, etc. Ich erzähle ihm von meinem Schutzengel Manuela aus seinem Heimatland, ohne die ich diese Reise nicht mehr hätte unternehmen können, dass meine "letzte" Reise woanders hingegangen wäre, Manuela mir ein zweites Leben schenkte. Diese Gedanken begleiten mich in Richtung Knidos – ich bin sehr dankbar und glücklich, dies hier alles erleben zu dürfen.





Das antike Knidos, bzw. dessen Rest, liegt an der Spitze der Halbinsel, über das der altgriechische Historiker Strabon schrieb, dass es eine Stadt sei, die "für die schönste der Göttinnen, Aphrodite, auf der schönsten aller Halbinseln der Erde" erbaut wurde. Die Statue der "Aphrodite von Knidos" war für ihre außerordentliche Schönheit berühmt, die von allen Seiten bewundert werden konnte. Es war die erste lebensgroße Darstellung eines nackten weiblichen Körpers in klassischer Zeit. In der Bibel wird der Ort Knidos in der Apostelgeschichte 27, 7 erwähnt. Der Verfasser Lukas berichtet über die 4. Missionsreise des Paulus folgendes: "Viele Tage lang machten wir nur wenig Fahrt und kamen mit Mühe bis auf die Höhe von Knidos. Dann zwang uns der Wind, den Kurs zu ändern." Ein Reiseführer von heute: Die 40 km Schotterstraße bis an die Spitze der Halbinsel sind eine Herausforderung für jedes Auto, schöner ist deshalb die Tour mit einem Boot. Wir suchten die Herausforderung und wurden enttäuscht. Die Schotterstraße ist zwischenzeitlich eine gut asphaltierte Wegstrecke, hin und wieder ein wenig kurvig, auch schon mal etwas enger, aber für jedes Fahrzeug gut befahrbar. Erst auf den "letzten Metern" ist die Asphaltdecke nicht mehr die beste – aber, wir fahren ja auch nicht über den Kurfürstendamm in Berlin.





Die steil zum Meer abfallende Westspitze der Halbinsel, das antike Kap Triopion, jetzt Deveboynu Burun, war einst eine Insel, die aber schon im Altertum durch eine schmale Landenge mit dem Festland verbunden war. Auf dieser ehemaligen Insel und später auch auf dem Abhang des Festlandufers lag die Stadt Knidos. Sie besaß, rechts und links der das Festland mit der ehemaligen Insel verbindenden Landenge, zwei Häfen. Der südöstliche, jetzige Handelshafen, hatte zwischen zwei massigen Hafendämmen eine etwa 145 Meter breite Einfahrt. In dem im Nordwesten gelegenen kleineren, ehemaligen Kriegshafen führte eine nur 24 Meter breite Einfahrt, die durch einen prächtigen Rundturm gedeckt wurde. Die teilweise mehrere Meter dicken Stadtmauern, mit ihren zahlreichen runden und eckigen Türmen, stammen aus der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr.  Sie sind insbesondere auf der Akropolis noch gut erhalten. Im Osten außerhalb der Stadtmauern erstreckt sich in einer Länge von etwa 7 km die Nekropole, die Begräbnisstätte, mit ihren größeren und kleineren Grabbauten.








Die im Reiseführer genannten zwanzig Ruinen sind bestimmt nicht spektakulär. Das Besondere an der unwegsamen Spitze der Halbinsel Resadiye ist das Zusammenspiel zwischen wild zerklüfteter Landschaft und den steinernen Überresten antiker Kultur. Wir machen einen ca. 1 ½ stündigen Rundgang, den wir, in dem Fall mehr Young-Ran, auch zum Spielen mit Zora nutzen. So genießt der eine die Kultur, die anderen die Natur. Noch mehr von dieser wollen wir bei unserer nächsten Reisestation erleben. Also machen wir uns auf nach Köycegiz, zum gleichnamigen See, in der unmittelbaren Nähe des Dalyan-Deltas.

Es geht also wieder zurück durch die gesamte Halbinsel, vorbei an Dacta bis nach Marmaris, von hier auf die 400 in nördliche Richtung bis zur Abzweigung bei Akyaka und von hier östlich bis zum Köycegiz-See – und das bei strömendem Regen. Die Wettervorhersage stimmt leider, unsere Rundreise, die uns weiterführen sollte nach Milas, Yatagan und Mugla unterbrechen wir, um uns langsam, aber sicher Kas zu nähern. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, diese gerade beschriebene Strecke werden wir später, wenn wir uns mit meiner Schwägerin treffen, bereisen.



Heute übernachten wir in Köycegiz, auf einem freien Gelände direkt am See. Die dunklen Wolken hängen tief, beinahe den See berührend. Neben uns ein türkischer Camper; wir winken kurz zu ihm rüber und machen es uns in unserer warmen, natürlich auch trockenen Wohnkabine gemütlich.

16.896 km Tagesstart
17.090 km Tagesende





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