Mittwoch, 30. März 2016

12.03.2016 | Fethiye

Um uns der Stadt von unserer besten Seite zu präsentieren, nehmen wir das recht preisgünstige Angebot einer Tankstelle für eine Wagenwäsche an. Leider bin ich wieder mal bis zum letzten Dieseltropfen gefahren und muss nun die bisher teuerste Tankfüllung zahlen. Wenn ich die Wagenwäsche mit in die Rechnung einbeziehe, erreichen wir aber einen guten Durchschnitt aller bisherigen Tankkosten.

 

Fethiye liegt eingebettet in einem Talkessel, vor sich den gleichnamigen Golf mit zwölf Inseln in türkisblauem Wasser, hinter sich die majestätischen Berge des Taurus mit bis zu 2000 Metern Höhe. Am östlichen Ende erhebt sich der Baba Dağı (Vaterberg) mit seinen 1969 Metern direkt aus dem Meer. Die Stadt liegt an der Stelle des lykischen Telmessos, dessen Anfänge bis ins 5. Jahrhundert vor Christus zurückreichen. Trotz des frühen Ausbaus einer typisch touristischen Infrastruktur mit Hotelzonen und Feriensiedlungen, ist es der Stadt gelungen, sich ihren ursprünglichen Charme zu bewahren.

Schon beim Durchfahren erleben wir Fethiye als lebendige Hafen- und Marktstadt, wo türkisches Leben und Tourismus scheinbar nebeneinander existieren. Das "neue" Stadtzentrum liegt im Südosten der Bucht von Fethiye, geschützt hinter einer Landzunge und kleinen Insel am Fuße steil aufragender Klippen. Wir halten uns südwestlich in Richtung Altstadt. Relativ schnell finden wir in der Nähe des großen Yachthafens am Straßenrand einen Parkplatz und orientieren uns östlich der Fevzi Cakmak Caddesi Richtung Tourist Information und Amphitheater.


 

Ein Herr, der uns als Touristen ausmacht, bietet sich als Stadtführer an und gibt kurze Information zum Theater, das während der späthellinistischen Periode gebaut und später unter den Römern erweitert wurde. Es fasste 6.000 Zuschauer und diente unter Byzanz als Arena für Wagenrennen. Beim Beben im Jahr 1856 wurden Steinbauten des Theaters im Hafen versenkt, wo sie bis heute liegen. Erst in den 1990er Jahren wurde das Hellenistische Theater von Fethiye durch Archäologen aus Istanbul freigelegt und soll nach Beendigung der Restauration für Aufführungen genutzt werden. Wir beabsichtigen mit unserem Reiseführer, dem gedruckten, die Stadt selbst zu erkunden und lehnen das Angebot des "Stadtführers" dankend, aber bestimmt ab. In der Altstadt treffen wir noch auf antike, alttürkische Bauten und in der Nähe des Museums, in welchem Ausgrabungsfunde aus der Umgebung ausgestellt werden, ist auch ein lykischer Sarkophag zu sehen.

Zwei Köche sind intensiv mit ihren Smartphones beschäftigt – stellen sie per Internet ihr heutiges Speisenangebot zusammen? So lange wollen wir nicht warten und gehen in die nahe gelegene Altstadt. Der alttürkische und teilweise noch antike Stadtkern, der trotz zahlreicher, zum Teil schwerer Erdbeben noch erstaunlich gut erhalten war, wurde bei einem Erdbeben 1957 größtenteils zerstört und neu aufgebaut.



Für die Basarstraßen sind wir zu früh. Nichts Einkaufen, nur Schauen. Die meisten Geschäfte sind noch geschlossen, was dem Geldbeutel zugute kommt. Die kleinen Gassen mit den urigen Kneipen und Cafés, zahlreichen Geschäften, Teppichhändlern, Juwelieren und Lederboutiquen verleihen dem "alten" Zentrum ein besonderes Flair.






Auch für den Fischmarkt am Rande der Altstadt sind wir zu früh, der sich wenige Schritte von der Moschee befindet. Zu früh, um Mittag zu essen. Im Zentrum des Marktes findet sich eine viereckige Fischtheke mit geschätzten 20 Metern Länge, in der Fische und Meeresgetier aller Art zum Verkauf angeboten wird. Rings um die Fischtheke haben sich einige Restaurants angesiedelt, die für ein paar Euro die Fische zubereiten, die man sich zuvor ausgesucht hat. Dazu werden Salat, Brot und türkische Vorspeisen serviert. Nur die Extras wie Getränke werden zusätzlich berechnet. Auf der Hin- oder Rückfahrt zu meiner Schwägerin, zu unserem Treffen am Bafa-See und/oder im Dalyan-Delta, werden wir nochmals bei Fethiye vorbeikommen und uns das beschriebene Treiben am Fischmarkt ansehen. Unser eigentliches Ziel wird dann allerdings die Bucht von Ölüdeniz sein, welche den schönsten Strand der Türkei beherbergen soll. In Fethiye selbst gibt es im Bereich der Altstadt, bedingt durch den Yachthafen, so gut wie keine Bademöglichkeiten. Der Vorort Calis bietet einen rund 5 Kilometer langen Sandstrand mit Surfrevier. Ein weiterer Strand ist der Karagözler-Strand, wo auch zahlreiche Wassersportarten angeboten werden.

Sehenswert ist der reizvolle Hafen mit Fischerbooten und den typischen Holzbooten, den Gulets, an denen wir vorbeilaufen. Die Doppeldecker-Boote brechen jeden Morgen zu den verschiedensten Touren auf, insbesondere zu einer 12 Insel-Tour. Zwischen 10 und 11 Uhr legen die Ausflugsboote ab zur Oniki Adalar Turu. In der Hamam-Bucht, wo die Boote für eine Schwimmpause ankern, sieht man im Wasser die Ruine eines byzantinischen Klosters. Interessant für Paare sind Boote, mit denen sie alleine mit dem Fischer hinausfahren. Der Fischer steuert meist eine einsame Bucht an. Dort kümmert er sich um die Essenszubereitung am offenen Feuer, während die Gäste schwimmen oder die Umgebung erkunden können. Ähnlich wie bei unserer Delta-Bootsfahrt.







Auf der nett hergerichteten Uferpromenade wechseln sich Bars, Restaurants und zahlreiche Geschäfte, die zum Shoppen und Verweilen einladen, ab. Uns nicht, da wir noch einen Abstecher nach Kayaköy eingeplant haben, ehe wir uns auf dem direkten Weg zu unserem Campingplatz nach Kas begeben.

Dazu müssen wir durch die obere Altstadt mit ihren engen, gewundenen Gassen und Treppen, die weitgehend erhalten blieb. Wir steigen nochmals aus und genießen den Blick über rote Ziegeldächer, zum türkis-blau-leuchtende Meer und weit darüber hinaus ins schneebedeckte Taurus-Gebirge.





Direkt oberhalb Fethiye sind große lykische Felsengräber in die Steilwand gehauen, die zu den schönsten und besterhaltensten ihrer Art zählen und die bekanntesten lykischen Grabformen vertreten. Die in weiter Ferne sichtbaren, hoch angelegten Tempelgräber sind auf Fernwirkung ausgelegt. Neben dem Tempelgrab des Amyntas befinden sich hier zahlreiche Erweiterungen und Überbauungen aus allen Jahrhunderten. 220 Stufen sind bis zur 15 Meter hohen ionischen Tempelfassade zu besteigen. Der Blick von unserem jetzigen Standort ist etwas weniger beschwerlich. Dafür können wir die hinter den gewaltigen Säulen aus dem Fels gestemmte kleine Grabkammer natürlich nicht sehen.




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