Um uns der Stadt von
unserer besten Seite zu präsentieren, nehmen wir das recht preisgünstige
Angebot einer Tankstelle für eine Wagenwäsche an. Leider bin ich wieder mal bis
zum letzten Dieseltropfen gefahren und muss nun die bisher teuerste Tankfüllung
zahlen. Wenn ich die Wagenwäsche mit in die Rechnung einbeziehe, erreichen wir aber einen guten
Durchschnitt aller bisherigen Tankkosten.
Fethiye liegt eingebettet
in einem Talkessel, vor sich den gleichnamigen Golf mit zwölf Inseln in
türkisblauem Wasser, hinter sich die majestätischen Berge des Taurus mit bis zu
2000 Metern Höhe. Am östlichen Ende erhebt sich der Baba Dağı (Vaterberg) mit
seinen 1969 Metern direkt aus dem Meer. Die Stadt liegt an der Stelle des lykischen
Telmessos, dessen Anfänge bis ins 5. Jahrhundert vor Christus zurückreichen. Trotz
des frühen Ausbaus einer typisch touristischen Infrastruktur mit Hotelzonen und
Feriensiedlungen, ist es der Stadt gelungen, sich ihren
ursprünglichen Charme zu bewahren.
Schon beim Durchfahren
erleben wir Fethiye als lebendige Hafen- und Marktstadt, wo türkisches
Leben und Tourismus scheinbar nebeneinander existieren. Das "neue" Stadtzentrum
liegt im Südosten der Bucht von Fethiye, geschützt hinter einer Landzunge und
kleinen Insel am Fuße steil aufragender Klippen. Wir halten uns südwestlich in
Richtung Altstadt. Relativ schnell finden wir in der Nähe des großen Yachthafens
am Straßenrand einen Parkplatz und orientieren uns östlich der Fevzi Cakmak
Caddesi Richtung Tourist Information und Amphitheater.
Ein Herr, der uns als Touristen ausmacht, bietet sich als Stadtführer an und gibt kurze Information zum Theater, das während der
späthellinistischen Periode gebaut und später unter den Römern erweitert wurde.
Es fasste 6.000 Zuschauer und diente unter Byzanz als Arena für Wagenrennen.
Beim Beben im Jahr 1856 wurden Steinbauten des Theaters im Hafen versenkt, wo
sie bis heute liegen. Erst in den 1990er Jahren wurde das Hellenistische
Theater von Fethiye durch Archäologen aus Istanbul freigelegt und soll nach
Beendigung der Restauration für Aufführungen genutzt werden. Wir beabsichtigen
mit unserem Reiseführer, dem gedruckten, die Stadt selbst zu erkunden und
lehnen das Angebot des "Stadtführers" dankend, aber bestimmt ab. In der Altstadt
treffen wir noch auf antike, alttürkische Bauten und in der Nähe des Museums,
in welchem Ausgrabungsfunde aus der Umgebung ausgestellt werden, ist auch ein
lykischer Sarkophag zu sehen.
Zwei Köche sind intensiv
mit ihren Smartphones beschäftigt – stellen sie per Internet ihr heutiges
Speisenangebot zusammen? So lange wollen wir nicht warten und gehen in die nahe
gelegene Altstadt. Der alttürkische und teilweise noch antike Stadtkern, der
trotz zahlreicher, zum Teil schwerer Erdbeben noch erstaunlich gut erhalten
war, wurde bei einem Erdbeben 1957
größtenteils zerstört und neu aufgebaut.
Für die Basarstraßen sind
wir zu früh. Nichts Einkaufen, nur Schauen. Die meisten Geschäfte sind noch geschlossen, was dem Geldbeutel zugute kommt. Die kleinen Gassen mit den urigen Kneipen und Cafés, zahlreichen
Geschäften, Teppichhändlern, Juwelieren und Lederboutiquen verleihen dem "alten" Zentrum ein besonderes Flair.
Auch für den Fischmarkt am
Rande der Altstadt sind wir zu früh, der sich wenige Schritte von der Moschee
befindet. Zu früh, um Mittag zu essen. Im Zentrum des Marktes findet sich eine
viereckige Fischtheke mit geschätzten 20 Metern Länge, in der Fische und
Meeresgetier aller Art zum Verkauf angeboten wird. Rings um die Fischtheke haben
sich einige Restaurants angesiedelt, die für ein paar Euro die Fische
zubereiten, die man sich zuvor ausgesucht hat. Dazu werden Salat, Brot und
türkische Vorspeisen serviert. Nur die Extras wie Getränke werden zusätzlich
berechnet. Auf der Hin- oder Rückfahrt zu meiner Schwägerin, zu unserem Treffen
am Bafa-See und/oder im Dalyan-Delta, werden wir nochmals bei Fethiye vorbeikommen
und uns das beschriebene Treiben am Fischmarkt ansehen. Unser eigentliches Ziel
wird dann allerdings die Bucht von Ölüdeniz sein, welche den schönsten Strand der Türkei beherbergen
soll. In Fethiye selbst gibt es im Bereich der Altstadt, bedingt durch den
Yachthafen, so gut wie keine Bademöglichkeiten. Der Vorort Calis bietet
einen rund 5 Kilometer langen Sandstrand mit Surfrevier. Ein weiterer Strand
ist der Karagözler-Strand, wo auch zahlreiche Wassersportarten angeboten werden.
Sehenswert ist der reizvolle
Hafen mit Fischerbooten und den typischen Holzbooten, den Gulets, an denen wir
vorbeilaufen. Die Doppeldecker-Boote brechen jeden Morgen zu den
verschiedensten Touren auf, insbesondere zu einer 12 Insel-Tour. Zwischen 10 und
11 Uhr legen die Ausflugsboote ab zur Oniki Adalar Turu. In der Hamam-Bucht, wo
die Boote für eine Schwimmpause ankern, sieht man im Wasser die Ruine eines
byzantinischen Klosters. Interessant für Paare sind Boote, mit denen sie alleine
mit dem Fischer hinausfahren. Der Fischer steuert meist eine einsame Bucht an.
Dort kümmert er sich um die Essenszubereitung am offenen Feuer, während die
Gäste schwimmen oder die Umgebung erkunden können. Ähnlich wie bei unserer
Delta-Bootsfahrt.
Auf der nett hergerichteten
Uferpromenade wechseln sich Bars, Restaurants und zahlreiche Geschäfte, die zum
Shoppen und Verweilen einladen, ab. Uns nicht, da wir noch einen Abstecher nach
Kayaköy eingeplant haben, ehe wir uns auf dem direkten Weg zu unserem
Campingplatz nach Kas begeben.
Dazu müssen wir durch die
obere Altstadt mit ihren engen, gewundenen Gassen und Treppen, die weitgehend
erhalten blieb. Wir steigen nochmals aus und genießen den Blick über rote Ziegeldächer, zum türkis-blau-leuchtende Meer und weit darüber hinaus ins schneebedeckte
Taurus-Gebirge.
Direkt oberhalb Fethiye sind große lykische Felsengräber in die Steilwand gehauen, die zu den schönsten und besterhaltensten ihrer Art zählen und die bekanntesten lykischen Grabformen vertreten. Die in weiter Ferne sichtbaren, hoch angelegten Tempelgräber sind auf Fernwirkung ausgelegt. Neben dem Tempelgrab des Amyntas befinden sich hier zahlreiche Erweiterungen und Überbauungen aus allen Jahrhunderten. 220 Stufen sind bis zur 15 Meter hohen ionischen Tempelfassade zu besteigen. Der Blick von unserem jetzigen Standort ist etwas weniger beschwerlich. Dafür können wir die hinter den gewaltigen Säulen aus dem Fels gestemmte kleine Grabkammer natürlich nicht sehen.
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