Dienstag, 22. März 2016

06.03.2016 | Nationalpark Dilek

Unter dem Motto Was du heute kannst besorgen . . ., besser was du sofort kannst besorgen . . . rufen wir gleich in der Frühe meine Schwester Jutta in Berlin an. Morgenstund hat Gold im Mund, also frühes Aufstehen lohnt sich heute ganz besonders – insbesondere, wenn man seinen Geburtstag feiert. Da wir in der Türkei der Zeit eine Stunde voraus sind, ist es in Berlin gerade mal 8 Uhr. Da habt ihr aber Glück gehabt, ich wollte gerade ins Bad gehen, ist dann auch die Begrüßung meiner Schwester. Natürlich sind wir die ersten Gratulanten zu ihrem 71 Geburtstag. Alles was damit im Zusammenhang steht wird besprochen, hinterfragt und mit dem Wunsch für einen zufriedenen und schönen Tag beendet.

Wie schon in einem vorhergehenden Post angesprochen, werden wir die auf unserer heutigen Strecke liegende antike Stätte Ephesos nicht besuchen. Wir sind erschrocken, wie sich die Gegend um Ephesos, bzw. um Kusadasi, dem größten Urlaubsort in der Ägäis, in den letzten knapp 40 Jahren entwickelt hat. 


Die Natur ist verbaut mit teilweise 15-geschossigen Wohnhäusern, Hotelkomplexen, daneben stehenden Hotelruinen, Feriendörfern, Clubanlagen und Freizeitparks. Die obigen Bilder drücken bei weitem nicht das aus, was uns abschreckte. Für uns ein Grund, hier nicht noch einmal Halt zu machen. Wir fahren direkt an der Küstenstraße, an zahlreichen in Blüte stehenden Mandelbäumen vorbei, bis nach Günzelcamli, zu der kleinen Ortschaft, die anzufahren ist, um den Nationalpark Dilek zu besuchen. Wer sich für die Küstenstraße nicht die Zeit nehmen möchte, fährt die 525 über Söke und dann in südwestliche Richtung nach Günzelcamli. Eine weitere Möglichkeit ist es bis zum Dorf Doganbey zu fahren, hier kann man sich in einem Informations-Zentrum vorab über den Nationalpark informieren, um dann entlang an einem Bach mit Wasserfall, mitten durch den Park zu laufen.



Wir erreichen, wie beschrieben, den Nationalpark, der 1966 auf der Dilek-Halbinsel eingerichtet wurde, über Günzelcamli und müssen am Eingang des Parkes einen geringen Obolus entrichten.

Nur hier an der Nordküste ist ein Abschnitt mit dem Auto zu befahren, ansonsten kann der Park, rund um den 1.237 m hohen Samsun Dagi, zu Fuß erkundet werden. Der weitaus größere Teil des Nationalparks, der am besten geschützte an der türkischen Ägäisküste, ist für die Besucher aber unzugänglich.


Wenige Meter nach dem Eingang steigen wir erst einmal aus unserem Fahrzeug und informieren uns über die vier Strände des Parks, die alle mit Tischen und Bänken für jedermann ausgestattet und über unsere Hauptzugangsstraße direkt mit dem Fahrzeug zu erreichen sind.
  • Icmeler, mit feinem Sand und der kleinste von den vier Stränden, liegt einen Kilometer hinter dem Haupteingang
  • Aydinlik, ein Kieselstrand, liegt fünf Kilometer innerhalb des Nationalparks und hat in der Hauptsaison auch ein kleines Restaurant
  • Kayakliburun, der größte Strand, liegt etwa sieben Kilometer hinter dem Eingang zum Nationalpark und
  • Karasu, z. T. feiner Kies, ist nach 11 Kilometern zu erreichen

Danach folgt militärisches Sperrgebiet.



Von unserem Information-Standort haben wir einen herrlichen Blick auf die nur knapp 2 km entfernte griechische Insel Samos, das Wasser leuchtet je nach Lichteinfall in Blau- und Grüntönen.

Wir entschließen uns zu dem fünf Kilometer weit entfernt liegenden Aydinlik Strand zu fahren – nicht des Restaurants wegen, das sowieso zu dieser Jahreszeit geschlossen ist. Nein, wir wollen zunächst noch Eindrücke vom Park sammeln, ehe wir den Strand anfahren. Der Wald ist der an Flora und Fauna reichste Nationalpark der Türkei. Bei Wanderungen soll man die einzigen wild lebenden Pferde der Türkei beobachten können. In mehreren Herden bewegen sich die kleinen, äußerst robusten Tiere im steinigen und schwierigen Gelände. Im Prospekt des Nationalparks wird auch der anatolische Panther abgebildet, der aber seit über 40 Jahren nicht mehr gesehen wurde. Schakale und Luchse sowie über 250 Vogelarten, darunter Kormorane und Pelikane gehören weiterhin zu den Bewohnern des Parks.





Am Strand finden wir absolute Ruhe vor. Fernab vom Massentourismus in Kusadasi erlebt man hier Natur pur. Besonders berühmt sollen die Strände für die Besuche von Wildschweinen sein, die sich an Touristen gewöhnt haben und auf ein Leckerli hoffen. Vorsicht sei geboten, da es sich immer noch um Wildtiere handelt. Eine Kombination von Naturerlebnis und Entspannung, wie man sie sonst in der Türkei kaum noch geboten bekommt – so einer der Reiseführer in seiner Aussage. Bei uns fordern keine Wildschweine Leckerli ein, vielleicht halten sie sich wegen Zora von uns fern. Unser Picknick können wir am glasklaren Wasser, mit Blick auf Samos, ungestört genießen.

Nach ausgiebiger Rast und der Beschäftigung von und mit Zora fahren wir zum Hauptweg wieder hoch in Richtung Parkausgang. 6 km vor diesem legen wir noch einen Zwischenstopp ein, um mit Zora einen Spaziergang zu unternehmen.

Da mir folgende Information interessant erscheint, gebe ich sie ungekürzt weiter:
Der Klassiker ist die Durchquerung des Parkes von Nord nach Süd bzw. umgekehrt. Von der Zugangsstraße führt der Wanderweg im Norden des Nationalparks etwa 6 km hinter dem Eingang links den Berg hoch. Das Ganze ist mit Canyon ausgeschildert. Am Eingang befinden sich einige Hinweistafeln über die Flora und Fauna. Der erste Teil des Weges führt durch einen Canyon und ist auch für den nicht Sportler einfach einen entspannenden schattigen Spaziergang wert. Am Ende des Canyons schraubt sich der Weg dann aber langsam den Hang hoch. Dabei werden immer wieder lichte Stellen erreicht, die einen famosen Ausblick erlauben. Auf einer Höhe von ca. 1000 Meter hat man den höchsten Punkt erreicht und begibt sich nun in südlicher Richtung talwärts. Dabei folgt der Weg teilweise einem Bachbett. Sollte es gerade geregnet haben sind hier häufig nasse Füße vorprogrammiert. Die Ausschilderung im nördlichen Teil ist vorbildlich aber eher überflüssig, da man sich hier nicht verlaufen kann. Im südlichen Teil ist die Ausschilderung lückenhaft oder fehlt ganz und wäre hier doch aber hier da hilfreich. Ziel ist das kleine Dorf Doğanbey, von hier geht es mit dem Dolmuş über Söke zurück nach Güzelçamlı. Vorher sollte man sich vor Ort über die Verbindungen erkundigen. Natürlich ist die Wanderung auch von Süden nach Norden zu unternehmen. Für die Wanderung sollte man mindestens einen halben Tag einplanen und sich reichlich mit Essen und Wasser eindecken, denn ein Kiosk findet man unterwegs nicht, dafür gibt es jede Menge Natur und mit ein bisschen Glück die letzten freien Wildpferde zu sehen.

Unser Spaziergang beschränkt sich auf eine knappe Stunde am Canyon entlang, den Berganstieg wollten wir dann aber Zora nicht zumuten – oder war dies nur eine Ausrede von Young-Ran?

Nach dem Verlassen des Parks besichtigen wir 100 Meter nach dem Ausgang die "Zeus Magarasi", eine Grotte mit Bademöglichkeit. Um die Grotte ranken sich allerlei Legenden, u. a. soll hier die Jungfrau Maria gebadet haben – seitdem soll das Wasser Schönheit verleihen. Wir haben dies nicht nötig und befüllen stattdessen an einem öffentlichen Brunnen unsere Wasserflaschen und unseren 5 Liter Wasserbehälter – wie andere, die das Wasser fahrzeugweise in größeren Kanistern abtransportieren.


Fazit unseres Besuchs im Nationalpark: Das Beste was wir an Natur bisher in der Türkei gesehen haben – absolut empfehlenswert. Für Wanderer und Mountainbiker sicherlich ein Dorado. Für Zora ein Paradies, weil sie sich hier ungestört von anderen Hunden durch die Natur schnüffeln konnte.

Wir fahren zurück in Richtung Sölke, stoßen auf einer kleinen Abkürzung, wo wir in einem kleinen Dorf allerdings vom Weg abkommen, dies sofort merken und ein Stück wieder zurückfahren, auf die 525, die wir südlich in Richtung Bafa-See fahren. Am Ende des Sees, im Ort Bafa, verlassen wir die 525 und fahren der Beschilderung folgend links nach Kapikiri, durch eine rustikale, überaus reizvolle, zerklüftete, geröllartige Landschaft. Wir halten hier bei dem schon vorher auf Schildern angekündigtem Restaurant KAYA. Der Besitzer spricht mich türkisch an, ich gebe zu verstehen, dass ich ihn nicht verstehe – er spricht unbeirrt türkisch weiter. Lacht dann und fragt, ob es mir lieber ist, wenn wir deutsch sprechen würden – ich bejahe es aus vollem Herzen.



Wir nehmen auf der obersten Terrasse des Restaurants Platz und werden köstlich bewirtet. Der Preis für unsere Gerichte ist zwar deutlich höher, als von uns bisher "abverlangt", aber für das Gebotene angemessen. Die bewirtende Familie ist herzlich und unkompliziert. Mich interessiert ein größeres, bettartiges Möbelteil auf der Terrasse, was uns als "Untersofa" für Familien erklärt wird. Also für Familien, die im Schneidersitz hier ihr Essen einnehmen und den Platz ausgiebig zur Kommunikation nutzen.







Unser Kommunikationswunsch ist für heute gedeckt. Wir verabschieden uns und gehen zur Wohnkabine. Güray Cakir, der Restaurantbesitzer, bietet uns einen Platz oben in der Nähe seines Haus an – wir bedanken uns, möchten aber lieber hier unten stehen bleiben.

16.080 km Tagesstart
16.239 km Tagesende


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