Mittwoch, 18. Dezember 2019

Aufregung beim Weihnachtsmarktbesuch in Lecce


Wer einen Weihnachtsbummel der unvergesslichen Art erleben möchte, der vergisst New York und lässt sich stattdessen von traditionellen Handwerksarbeiten, Kostproben der lokalen Küche und eleganten Geschäften im süditalienischen Lecce inspirieren.

Besucher der quirligen Provinzhauptstadt in Apulien werden überrascht sein, wie das prachtvollehistorische Zentrum Kulisse für einen der ältesten Weihnachtsmärkte Europasdient und das römische Amphitheater sich über mehrere Wochen in eine riesigeWeihnachtskrippe verwandelt.

Der 8. Dezember ist nicht nur dem Hochfest Mariä Empfängnis geschuldet und in Italien ein gesetzlicher Feiertag, sondern er gilt dort auch als Startschuss für alle offiziellen Weihnachtsvorbereitungen. Der Christbaum erhält Einzug in die einheimischen Wohnzimmer und die Lecceser suchen auf dem traditionellen Markt „Fiera dei Pupi“ neue Figuren für ihre selbstgemachten Weihnachtskrippen, die sie Jahr für Jahr um Krippenzubehör erweitern. Anders als hierzulande, wo die Krippe hauptsächlich aus den wenigen Protagonisten Maria, Josef und dem Jesuskind besteht, gleicht die italienische Krippe einem großen Dorf zu Jesu Zeiten in Miniatur, wo selbst Schreiner, Schmiede und Schuhmacher nicht fehlen dürfen. Touristen können in Lecce tausende Skulpturen und Krippen aus Cartapesta, einem für die Region typischen Pappmaché, sowie aus Terracotta in allen Größen und Formen und für jeden Geldbeutel bestaunen und erwerben. Bei aller Einzigartigkeit dieser handgearbeiteten Kunstwerke lohnt es sich, seinen Weihnachtsbummel durch die festlich dekorierte und illuminierte Altstadt fortzusetzen und sich der ein oder anderen leckeren Spezialität hinzugeben. Dazu zählen zweifelsohne die „Purceddhuzzi“, ein typisches Weihnachtsgebäck in der Salento-Region: Knusprige Würfel aus süßem frittierten Teig, die mit Honig beträufelt und mit gerösteten Mandeln oder Pinienkernen garniert werden. Wer noch auf der Suche nach ausgefallenen Geschenkideen oder schicker Wintergarderobe ist, wird spätestens beim Anblick der vielen geschmackvollen Geschäfte und exklusiven Boutiquen in Kauflaune versetzt. (Auszug aus TOURISTIKDEPESCHE).

Der Artikel aus der TOURISTIKDEPESCHE sowie das Angebot unseres Campingplatzes den Weihnachtsmarkt heute Nachmittag mit einer geführten Reisegruppe zu besuchen, macht uns neugierig auf Weihnachten in südlicher Atmosphäre.

Aber der Reihe nach: Heute Vormittag sind wir wieder unterwegs im Parco naturale regionale Porto Selvaggio e Palude del Capitano  nun zum zweiten Mal. Wieder beginnen wir unsere Tour am Parcheggio del curvone, diesmal zum Spiaggia della sorgente, bzw. Spiaggia di Porto Selvaggio, die beide ineinander übergehen. Heute laufen wir einen der Hauptwege immer nur geradeaus, bis wir auf den Strand stoßen. Ein außergewöhnliches Badeparadies, ein Naturparadies für geplagte Stressmenschen liegt vor uns. Jetzt, beim Ausruhen auf dem Felsboden, nehmen wir das Meeresrauschen an diesem außergewöhnlichen Platz erst richtig wahr. Von etwas weiter grüßt der Torre dell'Alto zu uns herüber. Zora hüpft vor voller Begeisterung von einem "Felsgestein" zum anderen. 

Wie ich im Nachhinein sehe, fehlte mir der Blick auf den Sandstrand  sicherlich weil mich der felsige Teil dieser (Natur-)Badebucht fotografisch noch wesentlich mehr reizte. Beim nächsten Besuch, den wir jetzt schon beschlossen haben, wird auch der Sandstrand zu seinem Recht kommen.











FORTSETZUNG 


Alles fing schon „dumm“ an. Nach unserem Spaziergang im Parco naturale regionale Porto Selvaggio e Palude del Capitano hat mein linker Fuß wieder den Wettstreit der Schmerzen gegenüber dem rechten Fuß gewonnen.

Young-Ran nimmt deshalb ohne mich an der geführten Weihnachtsveranstaltung in Lecce teil – gegen 16 Uhr fährt der Reisebus mit 16 Teilnehmern ab und kommt nach ca. 45 Minuten in Lecce auf dem Parkplatz am Porta Napoli an. Von hier sind es nur wenige Minuten Fußweg bis ins Centro Storico. So wird es mit hinterher erzählt.

Ich liege flach, wortwörtlich zu nehmen, um meinen Fuß etwas zu entlasten. Die Schwellung ist in den letzten Tagen rückläufig – allzu lange Belastung, wie heute Vormittag, ist für den Fuß wohl noch nicht das richtige.

Ein starkes Klopfen an der Wohnmobiltür, es ist zwischenzeitlich 19 Uhr, lässt mich beim Lesen leicht erschrecken – es sind unsere Nachbarn Uschi und Gerald die mir erklären, dass Young-Ran auf dem Weihnachtsmarkt „abhanden“ gekommen ist. Sie haben soeben den Anruf von der Reiseleiterin erhalten. Irgendwo war ein Treffpunkt vereinbart, an dem sich die Teilnehmer wieder einfinden sollten. Die Frage war nun, ob Young-Ran mobil zu erreichen wäre. Uschi gibt mir die Telefonnummer der Reiseleiterin, der ich nun sagen muss, dass das Handy von Young-Ran, wie immer ging mir durch den Kopf, zu Hause, in dem jetzigen Fall im Wohnmobil liegt. Unruhig stelle ich nun Fragen, die mit Sicherheit nicht zur Auffindung von Young-Ran beitragen. Was kann nun gemacht werden, frage ich nun konkret. Die Polizei muss verständigt werden antwortet Petra, die Reiseleiterin. Es sind auf dem Weihnachtsmarkt, bzw. in den umliegenden Gassen so viele Menschen, dass ein Suchen schier unmöglich ist. Meine Nervosität kann ich kaum verbergen – wie wird sich Young-Ran jetzt verhalten, wie wird sie zum Bus, zum Parkplatz zurückfinden, fährt der Bus ohne Young-Ran ab? Ich frage nach Karl-Heinz und Ingrid, unseren Nachbarn, ob ich sie ans Telefon bekommen kann. Petra ruft laut nach den Namen – Karl-Heinz hört es und kommt ans Telefon. Er erklärt, dass sie anfangs noch mit Young-Ran zusammen waren, sie dann aber irgendwann im Gedränge verloren haben – und das ist schon recht lange her. Durch meinen Anruf hat Petra meine Telefonnummer und wird mich auf dem Laufenden halten – sie wird jetzt zunächst die Polizei informieren und hofft, dass Young-Ran einen der vielen Carabinieri, die hier vor Ort sind, ansprechen wird.

Uschi und Gerald laden mich ein, zu ihnen rüber zu gehen – wir setzen uns ins Vorzelt und wissen auch nicht so recht was wir machen sollen, was wir sinnvoll machen können. Gerald meint, um etwas „runter zu kommen“ sollten wir jetzt erst mal einen Grappa trinken. Sinnvoll hin oder her, ich nehme die Einladung an. Meine Überlegung, ob es sinnvoll ist, selbst nach Lecce zu fahren, wird gleich wieder verworfen – was soll das bringen, war unsere einstimmige Meinung. Zwischen dem zweiten und dritten Grappa rufe ich wieder Petra an – keine neue Erkenntnis, die Polizei ist verständigt, sie werden in einer halben Stunde mit dem Bus losfahren – ohne Young-Ran, wenn sie nicht zwischenzeitlich eintrifft. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Auf einmal ruft Gerald, unterbricht mich beim Telefonieren, Young-Ran ist da. Ist da? Wo ist sie? Sie ist gerade mit einem Taxi angekommen. Unfassbar – Young-Ran ist wirklich da. Alle Steine des Centro Storico fallen mir vom Herzen. Freude und Vorwurf, warum sie wieder mal kein Handy mitgenommen hat, mischen sich miteinander – die Freude allerdings überwiegt. Ich begrüße die Taxifahrerin, die deutsch spricht, eine ältere Dame, die mir auch erklärt, dass sie Young-Ran zunächst beruhigen musste, als sie bei ihr einstieg. Young-Ran war so aufgeregt, dass sie zunächst nur stückweise die Adresse angeben konnte. Beide zusammen, haben dann aber das richtige Ziel ausmachen können. So sind sie nun hier – die Fahrt kostet 84 Euro. Dankbar ist Caterina für meine Aufrundung des Betrages und ich für die „Heimkehr“ von Young-Ran. Zum Abschluss bitte ich Gerald noch um einen, den letzten Grappa (für heute), den wir jetzt gemeinsam bewusst genießen.

Der Rest ist kurz erzählt. Die Reisegruppe ging zunächst zusammen ins Centro Storico, hier wurde ein Treffpunkt vereinbart, sofern man nicht zusammenbleibt. Schon in den ersten Minuten verlor Young-Ran die Gruppe aus den Augen und suchte dann anschließend ca. zwei Stunden im Gedränge der Altstadt vergeblich irgend einen Reiseteilnehmer, bzw. den Treffpunkt zu finden. Irgendwann sprach sie dann Carabinieri wegen einem Taxistand an, die sie einmal in die und das andere Mal in die entgegengesetzte Richtung schickten. Bis zu diesem Zeitpunkt war Young-Ran durch Petra auch noch nicht als vermisst gemeldet. Letztendlich war eine junge Frau behilflich, die für Young-Ran ein Taxi anhielt – das von Caterina.

Das einzig Erfreuliche an dieser Aufregung – ich lernte einen sehr schmackhaften Grappa kennen, den ich danach bei EuroSpin, einem italienischen Lebensmitteldiscounter, einkaufte. Die Frage bleibt, ob ich die Taxikosten, inkl. den Grappa als außergewöhnliche Belastung von der Steuer absetzen kann.





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