Es gibt auch andere Frühaufsteher. Schon vor 7 Uhr werden von
einem der Restaurantbesitzer, es sind drei Männer, die die Lokalität führen,
die frisch sprießenden Topfpflanzen gestutzt. Ein Hund hält sich in gebührendem
Abstand zu uns auf, ein anderer fühlt sich bei uns an der Wohnkabine wohl.

Die Lokalität YÖRESEL
ÜBÜNLER scheint ein touristischer Anziehungspunkt zu sein, so zumindest deute
ich die vielen Souvenirs, die sich hier präsentieren. Mehr oder weniger ist es
das übliche Touristensortiment, bis auf die großen Schildkröten, die sofort ins
Auge springen. Oliven in überdimensional großen Gläsern, Olivenöl in
Henkelflaschen und mit Honig gefüllte dunkel- oder hellleuchtende Gläser
ergänzen das vielfältige Angebot.
Vor unserer Weiterfahrt
bedanken wir uns für die Übernachtungsmöglichkeit, fragen nach dem Abzweig
Richtung Bozburun und schießen noch ein Erinnerungsfoto. Wir unterbrechen hier
unsere Anfahrt Richtung Kas und beginnen, richtiger schon von Marmaris aus,
eine Rundreise durch den Südwestzipfel der Türkei, um den Golf von Gökova. Fraglich
ist zu diesem Zeitpunkt nur, ob das Wetter mitspielt – die Vorhersagen deuten
auf Schlechtwetter hin.
Sieben Kilometer sind es
noch bis zum Abzweig nach Bozburun – ab hier erstreckt sich die gleichnamige
Halbinsel in südliche Richtung. Die Gegend am südlichsten Zipfel der türkischen
Ägäisküste gehört zu den ursprünglichsten und unberührtesten der Südtürkei. Früher
waren die Buchten und Orte der Halbinsel vor allem Ziel der Segler. Seitdem die
ehemaligen Schotterstraßen zu asphaltierten Straßen ausgebaut wurden, sind die
Orte auch mit dem Auto besser erreichbar. Auch Bozburun, das wir auf einer
landschaftlich reizvollen Strecke mit traumhaften Küstenabschnitten noch am
Vormitttag erreichen.

In dem ehemaligen Schwammtaucher- und Fischerort hat man
sich heute auf die Bedürfnisse der Yachtbesitzer eingestellt und ist auch als
traditionelles Zentrum des Bootsbaus bekannt. Wir laufen am überschaubaren
Yachthafen herum, an einigen Restaurants, Souvenirläden und einigen wenigen
Unterkünften vorbei, bis zu einer Schule und kehren dann um. Der beschauliche
Ort überzeugt durch Natürlichkeit und wird durch keine Hotelklötze
verschandelt. Kein Wunder, dass er heute zu den wenigen authentischen Orten der
Region zählt. Ein vor seinem Haus sitzender älterer Herr ruft uns ran und
schenkt uns ein paar Früchte, die sehr gut schmecken, uns aber unbekannt sind.
In einem touristisch "überlaufenden" Ort ist solch eine Begegnung nicht mehr
möglich.


Kurz vor dem Ortsausgang
halte ich noch einmal an, um ein Gulet zu fotografieren. Gulets sind wuchtige,
behäbige Holzschiffe, die typischen Blaue-Reise-Yachten, mit denen die
Touristen Bootstouren unternehmen. Die Schiffs-Gerippe stehen mitten in der
Landschaft, werden in mehreren kleinen Familienbetrieben gebaut und in der
Winterzeit bearbeitet. Für die Saison im Sommer müssen die Boote einsatzbereit
sein. Jedes Jahr im Herbst findet im Ort das "Bozburun International Gulet
Festival" statt.

Die gleiche Strecke, die
wir gekommen sind, fahren wir wieder, also in nördliche Richtung, zurück.
Diesmal sehen wir die stark zerklüftete Küste mit ihren unzähligen,
fjordähnlichen Buchten, von entgegengesetzter Richtung. Und immer wieder habe
ich in solch einer Situation den Eindruck, etwas Neues zu sehen, in diesem Fall
die Ortschaft Orhaniye, in der nach ihr benannten Bucht im Nordwesten der
Bozburun-Halbinsel. Am Ausgang der Ortschaft, also nördlich, liegt die MARTI MARINA
& YACHT CLUB, die ich von der Straße aus fotografieren möchte. Ich
frage die in der Pförtnerloge sitzenden zwei Security-Damen, ob ich kurz das
Gelände betreten darf und werde darauf hin zu einer Besichtigung der Marina
eingeladen.





Young-Ran schließt sich an, Zora darf uns begleiten. Unsere
Security-Dame zeigt und erklärt uns, mal deutsch-, dann wieder englischsprechend,
auch den letzten Winkel der Marina. Zoras Verhalten nötigt der Security-Dame
höchsten Respekt ab, very clever, very clever ist ein immer wiederholender
Ausspruch von ihr, den Zora sehr gelassen zur Kenntnis nimmt. Aus dem kurzen
Betreten des Geländes wird eine Führung von gut einer Stunde. Immer wieder werden
wir auf Objekte hingewiesen, die in den Augen unserer begleitenden Dame lohnenswert
sind, fotografiert zu werden – entsprechend viele Aufnahmen werden von mir auch
geschossen. Nach Beendigung unseres Rundganges sind wir bestens informiert und
bedanken uns überschwänglich für eine Führung, die wir so nicht erwartet haben
– ein Kompliment an eine wiederum außergewöhnliche Geste türkischer Gastfreundschaft.
Der Stolz unserer jungen Dame über das Gezeigte ist deutlich spürbar – er ist
absolut berechtigt.
Einige Kilometer geht es
nun noch weiter bis zur 400. Heute früh sind wir aus östlicher Richtung die
Strecke angereist, jetzt fahren wir in westliche Richtung weiter und befinden
uns nach wiederum einigen Kilometern auf der Halbinsel Resadiye, die sich
westlich von Marmaris lang und schmal ins Meer reckt. Auch hier stoßen wir auf
unberührte Buchten, die mich immer wieder veranlassen aus dem Fahrzeug zu
steigen. Unzählige Serpentinen führen durch die schroffe, bergige Strecke, mit
Ausblicken auf wilde Schluchten und türkisblaue, oft unberührte Buchten,
anfangs mit dem Blick auf den Golf von Gökova, bis die Straße sich dann mehr
von der nördlichen auf die südliche Seite der Halbinsel verlagert. Beinahe
mittig, zwischen Anfang und Ende der Halbinsel, liegt die Aktur Camping &
Motels Anlage, die, soweit ich das richtig sehe, über einen eigenen Strand
verfügt.

Am späten Nachmittag, bei schönstem Sonnenschein, erreichen
wir Alt Datca, Eski Datca, das in seiner Substanz erhalten ist und recht schön
restauriert wurde.



Kleine, rustikale Restaurants und schön ausgestattete
Souvenirläden, die von stadtmüden Künstlern betrieben werden, sowie Mandel-,
Feigen- und Zitrusbäume in den Gärten schmücken die kleinen Gässchen. Das
Bellen und das Hinterherlaufen einiger angriffslustiger Hunde veranlasst uns,
das ansonsten friedlich erscheinende Örtchen, dennoch bald wieder zu
veranlassen.
Unser Ziel ist das ca. 2 km entfernte Hafenstädtchen Datca, der Hauptort der Halbinsel Resadiye. Hier
finden wir sehr schnell einen öffentlichen Parkplatz, ganz in der Nähe der
kleinen, hübschen Uferpromenade, an der wir anschließend an Souvenirläden, Bars
und Cafés vorbeischlendern und uns abschließend direkt am Kumluk-Strand in ein
kleines Restaurant setzen.

Mit dem Blick in
Richtung der hübschen Bucht und auf die untergehende Sonne, lassen wir den Tag
ruhig ausklingen. Anders verhält es sich bei Zora. Sie muss noch das Heraneilen, dann aber glücklicher Weise, nur das Vorbeilaufen einer Hunde-Clique ertragen, die ihren gemeinsamen, recht zügigen Abendspaziergang am Strand machen.
16.769 km Tagesstart
16.896 km Tagesende
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