Unter dem Motto Was du heute kannst besorgen . . .,
besser was du sofort kannst besorgen . .
. rufen wir gleich in der Frühe meine Schwester Jutta in Berlin an. Morgenstund hat Gold im Mund, also
frühes Aufstehen lohnt sich heute ganz besonders – insbesondere, wenn man
seinen Geburtstag feiert. Da wir in der Türkei der Zeit eine Stunde voraus sind, ist
es in Berlin gerade mal 8 Uhr. Da habt
ihr aber Glück gehabt, ich wollte gerade ins Bad gehen, ist dann auch die
Begrüßung meiner Schwester. Natürlich sind wir die ersten Gratulanten zu ihrem
71 Geburtstag. Alles was damit im Zusammenhang steht wird besprochen,
hinterfragt und mit dem Wunsch für einen zufriedenen und schönen Tag beendet.
Wie schon in einem vorhergehenden
Post angesprochen, werden wir die auf unserer heutigen Strecke liegende antike Stätte Ephesos nicht
besuchen. Wir sind erschrocken, wie sich die Gegend um Ephesos, bzw. um
Kusadasi, dem größten Urlaubsort in der Ägäis, in den letzten knapp 40 Jahren entwickelt
hat.
Die Natur ist verbaut mit teilweise 15-geschossigen Wohnhäusern, Hotelkomplexen, daneben stehenden Hotelruinen, Feriendörfern, Clubanlagen und Freizeitparks. Die obigen Bilder drücken bei weitem nicht das aus, was uns abschreckte. Für uns ein Grund, hier nicht noch einmal Halt zu machen. Wir fahren direkt an
der Küstenstraße, an zahlreichen in Blüte stehenden Mandelbäumen vorbei, bis
nach Günzelcamli, zu der kleinen Ortschaft, die anzufahren ist, um den Nationalpark
Dilek zu besuchen. Wer sich für die Küstenstraße nicht die Zeit nehmen möchte, fährt
die 525 über Söke und dann in südwestliche Richtung nach Günzelcamli. Eine weitere Möglichkeit
ist es bis zum Dorf Doganbey zu fahren, hier kann man sich in einem
Informations-Zentrum vorab über den Nationalpark informieren, um dann entlang an
einem Bach mit Wasserfall, mitten durch den Park zu laufen.

Wir erreichen, wie
beschrieben, den Nationalpark, der 1966 auf der Dilek-Halbinsel eingerichtet
wurde, über Günzelcamli und müssen am Eingang des Parkes einen geringen Obolus
entrichten.
Nur hier an der Nordküste
ist ein Abschnitt mit dem Auto zu befahren, ansonsten kann der Park, rund um
den 1.237 m hohen Samsun Dagi, zu Fuß erkundet werden. Der weitaus größere Teil
des Nationalparks, der am besten geschützte an der türkischen Ägäisküste, ist
für die Besucher aber unzugänglich.
Wenige Meter nach dem
Eingang steigen wir erst einmal aus unserem Fahrzeug und informieren uns über die
vier Strände des Parks, die alle mit Tischen und Bänken für jedermann
ausgestattet und über unsere Hauptzugangsstraße direkt mit dem Fahrzeug zu
erreichen sind.
- Icmeler, mit feinem Sand und der kleinste von den vier Stränden, liegt einen Kilometer hinter dem Haupteingang
- Aydinlik, ein Kieselstrand, liegt fünf Kilometer innerhalb des Nationalparks und hat in der Hauptsaison auch ein kleines Restaurant
- Kayakliburun, der größte Strand, liegt etwa sieben Kilometer hinter dem Eingang zum Nationalpark und
- Karasu, z. T. feiner Kies, ist nach 11 Kilometern zu erreichen
Danach
folgt militärisches Sperrgebiet.

Von unserem Information-Standort
haben wir einen herrlichen Blick auf die nur knapp 2 km entfernte griechische
Insel Samos, das Wasser leuchtet je nach Lichteinfall in Blau- und Grüntönen.
Wir entschließen uns zu
dem fünf Kilometer weit entfernt liegenden Aydinlik Strand zu fahren – nicht des
Restaurants wegen, das sowieso zu dieser Jahreszeit geschlossen ist. Nein, wir
wollen zunächst noch Eindrücke vom Park sammeln, ehe wir den Strand anfahren. Der Wald ist der an Flora und Fauna reichste Nationalpark der Türkei. Bei Wanderungen soll man die einzigen wild lebenden Pferde der Türkei beobachten können. In mehreren Herden bewegen sich die kleinen, äußerst robusten Tiere im steinigen und schwierigen Gelände. Im Prospekt des Nationalparks wird auch der anatolische Panther abgebildet, der aber seit über 40 Jahren nicht mehr gesehen wurde. Schakale und Luchse sowie über 250 Vogelarten, darunter Kormorane und Pelikane gehören weiterhin zu den Bewohnern des Parks.


Am
Strand finden wir absolute Ruhe vor. Fernab vom Massentourismus in Kusadasi
erlebt man hier Natur pur. Besonders berühmt sollen die Strände für die Besuche
von Wildschweinen sein, die sich an Touristen gewöhnt haben und auf ein
Leckerli hoffen. Vorsicht sei geboten, da es sich immer noch um Wildtiere
handelt. Eine
Kombination von Naturerlebnis und Entspannung, wie man sie sonst in der Türkei
kaum noch geboten bekommt – so einer der Reiseführer in seiner Aussage. Bei uns
fordern keine Wildschweine Leckerli ein, vielleicht halten sie sich wegen Zora
von uns fern. Unser Picknick können wir am glasklaren Wasser, mit
Blick auf Samos, ungestört genießen.
Nach
ausgiebiger Rast und der Beschäftigung von und mit Zora fahren wir zum Hauptweg
wieder hoch in Richtung Parkausgang. 6 km vor diesem legen wir noch einen Zwischenstopp
ein, um mit Zora einen Spaziergang zu unternehmen.
Da mir folgende
Information interessant erscheint, gebe ich sie ungekürzt weiter:
Der Klassiker ist die Durchquerung des Parkes von Nord nach
Süd bzw. umgekehrt. Von der Zugangsstraße führt der Wanderweg im Norden des
Nationalparks etwa 6 km hinter dem Eingang links den Berg hoch. Das Ganze ist
mit Canyon ausgeschildert. Am Eingang befinden sich einige Hinweistafeln über
die Flora und Fauna. Der erste Teil des Weges führt durch einen Canyon und ist
auch für den nicht Sportler einfach einen entspannenden schattigen Spaziergang
wert. Am Ende des Canyons schraubt sich der Weg dann aber langsam den Hang
hoch. Dabei werden immer wieder lichte Stellen erreicht, die einen famosen
Ausblick erlauben. Auf einer Höhe von ca. 1000 Meter hat man den höchsten Punkt
erreicht und begibt sich nun in südlicher Richtung talwärts. Dabei folgt der
Weg teilweise einem Bachbett. Sollte es gerade geregnet haben sind hier häufig
nasse Füße vorprogrammiert. Die Ausschilderung im nördlichen Teil ist
vorbildlich aber eher überflüssig, da man sich hier nicht verlaufen kann. Im
südlichen Teil ist die Ausschilderung lückenhaft oder fehlt ganz und wäre hier
doch aber hier da hilfreich. Ziel ist das kleine Dorf Doğanbey, von hier geht
es mit dem Dolmuş über Söke zurück nach Güzelçamlı. Vorher sollte man sich vor
Ort über die Verbindungen erkundigen. Natürlich ist die Wanderung auch von
Süden nach Norden zu unternehmen. Für die Wanderung sollte man mindestens einen
halben Tag einplanen und sich reichlich mit Essen und Wasser eindecken, denn ein
Kiosk findet man unterwegs nicht, dafür gibt es jede Menge Natur und mit ein bisschen
Glück die letzten freien Wildpferde zu sehen.
Unser Spaziergang
beschränkt sich auf eine knappe Stunde am Canyon entlang, den Berganstieg
wollten wir dann aber Zora nicht zumuten – oder war dies nur eine Ausrede von
Young-Ran?
Nach dem Verlassen
des Parks besichtigen wir 100 Meter nach dem Ausgang die "Zeus Magarasi",
eine Grotte mit Bademöglichkeit. Um die Grotte ranken sich allerlei Legenden,
u. a. soll hier die Jungfrau Maria gebadet haben – seitdem soll das Wasser
Schönheit verleihen. Wir haben dies nicht nötig und befüllen stattdessen an
einem öffentlichen Brunnen unsere Wasserflaschen und unseren 5 Liter
Wasserbehälter – wie andere, die das Wasser fahrzeugweise in größeren Kanistern
abtransportieren.
Fazit
unseres Besuchs im Nationalpark: Das Beste was wir an Natur bisher in der
Türkei gesehen haben – absolut empfehlenswert. Für Wanderer und Mountainbiker sicherlich
ein Dorado. Für Zora ein Paradies, weil sie sich hier ungestört von anderen
Hunden durch die Natur schnüffeln konnte.
Wir
fahren zurück in Richtung Sölke, stoßen auf einer kleinen Abkürzung, wo wir in
einem kleinen Dorf allerdings vom Weg abkommen, dies sofort merken und ein
Stück wieder zurückfahren, auf die 525, die wir südlich in Richtung Bafa-See
fahren. Am Ende des Sees, im Ort Bafa, verlassen wir die 525 und fahren der
Beschilderung folgend links nach Kapikiri, durch eine rustikale, überaus
reizvolle, zerklüftete, geröllartige Landschaft. Wir halten hier bei dem schon
vorher auf Schildern angekündigtem Restaurant KAYA. Der Besitzer spricht mich
türkisch an, ich gebe zu verstehen, dass ich ihn nicht verstehe – er spricht
unbeirrt türkisch weiter. Lacht dann und fragt, ob es mir lieber ist, wenn wir
deutsch sprechen würden – ich bejahe es aus vollem Herzen.

Wir
nehmen auf der obersten Terrasse des Restaurants Platz und werden köstlich
bewirtet. Der Preis für unsere Gerichte ist zwar deutlich höher, als von
uns bisher "abverlangt", aber für das Gebotene angemessen. Die bewirtende Familie ist herzlich und unkompliziert. Mich interessiert ein größeres, bettartiges Möbelteil auf der
Terrasse, was uns als "Untersofa" für Familien erklärt wird. Also für Familien,
die im Schneidersitz hier ihr Essen einnehmen und den Platz ausgiebig zur
Kommunikation nutzen.



Unser Kommunikationswunsch ist für heute gedeckt. Wir verabschieden uns und gehen zur Wohnkabine. Güray Cakir, der Restaurantbesitzer, bietet uns einen Platz oben in der Nähe seines Haus an – wir bedanken uns, möchten aber lieber hier unten stehen bleiben.
16.080 km Tagesstart
16.239 km Tagesende
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