Direkt vom Nationalpark
fahren wir zurück nach Dadia, von hier aus auf die E85 südlich bis zum Abzweig
Ardánio und dann weiter zur griechisch-türkischen Grenze, die wir bei
Kipi/Ipsala am frühen Nachmittag überqueren.
Bei mir herrscht innere
Spannung – ein Gefühl, das ich aus der Zeit des geteilten Deutschlands an der
Innerdeutschen Grenze nie vergessen werde. Militär an der Grenze, mehrere
Kontrollstellen, die wir zunächst auf der griechischen Seite passieren müssen.
Das Grenzpersonal auf beiden Seiten ist freundlich und doch reserviert. Auf der
griechischen Seite werden unsere Pässe kontrolliert und unser Fahrzeug
äußerlich "begutachtet". Dann die Aufforderung, die Wohnkabine zu öffnen. Ein "Grenzer" steigt in die Wohnkabine und fragt nach, was wir mitführen – nur persönliche Sachen. Einige Blicke
hinter den geöffneten Türen, das eine oder andere Verstaute angehoben und zur
Seite geschoben, soweit es ging, dann wurde das Fahrzeug, bzw. wir zur Weiterfahrt aufgefordert.
An der türkischen
Kontrollstelle reiche ich unsere Fahrzeugpapiere und persönlichen Dokumente raus. Ist das Fahrzeug das erste Mal in der
Türkei? werde ich durch das kleine Fenster des Kontrollhäuschens gefragt.
Ich bejahe die Frage und kann mit sämtlichen Papieren weiter zur nächsten
Kontrolle vorfahren. Hier dann nochmals die Bitte um Vorlage der
Fahrzeugpapiere. Nun wird auch die grüne Versicherungskarte "erbeten". Kein
Problem, die und weitere Unterlagen für den Bedarfsfall eines Unfalls, kann ich
vorlegen. Es folgt aus dem Kontrollraum heraus eine Frage, die ich nicht
verstehe. Der Fragende wendet sich an seinen Kollegen, der nun nach einer
Vollmacht der RAW fragt, auf die das Fahrzeug, nicht die Wohnkabine, zugelassen
ist. Die kann ich nicht vorlegen. Was nun? Ich erkläre mit Unschuldsmiene und
scheinbar voller Überzeugung, dass ich Mitgesellschafter des Unternehmens bin –
das reicht. Wir dürfen in die Türkei einreisen.
Meine Anspannung verschwindet und wir genauso schnell von der Grenze, weiter auf der E90/110, in Richtung
Istanbul. Am Knotenpunkt Kesan, ca. 40 km nach dem Grenzübertritt, folgen wir
der E90/E87 südlich zur Halbinsel Gelibolu. Mehrmals werden wir von
vorbeifahrenden Fahrzeugen mit Hupen begrüßt, mitfahrende Fahrzeuginsassen
winken uns freudig zu. Was für eine Begrüßung, was für eine Willkommenskultur!
In der gleichnamigen Stadt, in Gelibolu, wollen wir für heute Zwischenstation
machen.
1357
wurde die Stadt als erste in Europa, wir sind noch im europäischen Teil der
Türkei, von den Türken erobert. Unsere Absicht ist es, auf der Landzunge
nordöstlich des Zentrums, nahe dem Leuchtturm, einen Spaziergang am Ufer
entlang zum Fischmarkt am Hafen zu machen. Gelibolu ist bekannt für Sardinen,
die in Konservendosen eingelegt, hier zu kaufen gibt. Soweit kommen wir
allerdings nicht. Wir fahren in ein Marktgelände hinein, wo Standbesitzer ihre
Befestigungsleinen hochheben müssen, damit wir durchfahren können. Ein gewisses
Kopfschütteln ist nicht ganz zu übersehen. Für mich bleibt nur darauf
hinzuweisen, dass ich die Straße aufgrund anderer, hinter mir befindlicher
Fahrzeuge, nicht mehr zurückfahren kann. Uns wird deutlich gemacht, dass wir erst
wieder aus dem Marktgelände ausfahren können – bis der Markt schließt und die
Stände abgebaut sind. Unbeaufsichtigt wollen wir unser Fahrzeug nicht stehen
lassen, warten deshalb gute 1 ½ Stunden auf das Marktende in der Wohnkabine, bis wir Gelibolu
unverrichteter Dinge wieder verlassen.


Es wird schummrig, unser
Ziel ist ein Campingplatz an der Westküste der Halbinsel bei Kabatepe – nicht
wissend, ob er überhaupt geöffnet ist. In der Dunkelheit treffen wir am
vermeintlichen Ziel ein. Am halbgeöffneten, schweren Eisentor, steht ein
Security-Mann. Ahnend, nicht vor dem Campingplatz zu stehen, möchte ich wissen,
ob wir hier auf dem Gelände unser Fahrzeug abstellen können. Gegen eine Gebühr ja, antwortet der Wachdienst und stellt
uns eine Quittung über 17,22 TL aus, ca. 5,75 €. Wir suchen nach einer
Parkmöglichkeit und erkennen im dunklen das Hafengelände von Kabatepe. Sicherer
und günstiger lässt es sich kaum Übernachten.
15.239 km Tagesstart
15.434 km Tagesende
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