Es ist 5:35 Uhr – wer zu
dieser Zeit noch nicht wach ist, wird es spätestens jetzt. Der Muezzin ruft
über Lautsprecher vom Minarett zum Gebet Allah u Akbar, Allah u Akbar. Ash-hadu al-la
Ilaha ill Allah, Ash-hadu al-la Ilaha ill Allah. Ash-hadu anna Muhammadan
Rasulullaah. Hayya la-s-saleah, Hayya la-s-saleah. Hayya la-l-faleah, Hayya
la-l-faleah. Allahu Akbar, Allahu Akbar. La Ilaha ill Allah. Gott ist groß, Gott ist groß [größer als alles
und mit nichts vergleichbar]. Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer
Gott. Ich bezeuge, dass Muhammed Gottes Gesandter ist. Eilt zum Gebet, Eilt zum
Gebet. Eilt zur Seligkeit, Eilt zur Seligkeit/zum Erfolg. Gott ist groß, Gott
ist groß. Es gibt keine Gottheit außer Gott.
Dann, kurz nach 8 Uhr, mein morgendlicher
Spaziergang mit Zora. Hinter uns höre ich ihren Namen rufen, schaue mich um und
sehe von weitem einen der drei Jungs, die gestern Abend mit Zora spielten.
Nochmals Zora. Ich warte bis der
Junge bei uns ist. Er streichelt Zora ganz vertraut und hat für mich einige
türkische – ich denke – freundliche Worte. Wir lachen uns an und gehen wieder
auseinander.
Am Straßenrand, in der Nähe ihres Stalls, "begutachtet" Zora eine Kuh. Der Besitzer (?) spricht mich an, ich schaue ratlos und hebe "fragend" meine Schultern. Lessi?, also Collie.
Nein, Australian Shepherd. Er
zeigt auf die Kuh, dann auf Zora und hebt seinen Daumen nach oben – so, als wolle
er ausdrücken, die beiden gehören zusammen.
Von unserem Übernachtungsplatz geht es nach dem
Frühstücken wieder die gleiche Strecke, die wir gestern schon gefahren sind,
zurück zur Akropolis. Auf der Izmir
Caddesi sehen wir schon weit vor dem Stadtzentrum eines
der zwei größten Attraktionen von Pergamon, die Akropolis. Die zweite
Attraktion, das Asklepieion, eine der berühmtesten Heilstätten der Antike,
liegt im Südwesten der Stadt (ca. 20 Gehminuten vom Cumhuriyet Meydani
entfernt), also in entgegengesetzter Richtung zur Akropolis. Alle
Sehenswürdigkeiten Pergamons sind übrigens sehr gut ausgeschildert.


Hinter dem Kassenhäuschen gehen wir den Weg
bergan und machen in ca. 300 Meter Höhe zunächst einen Rundgang durch die
Oberburg. Auch wenn nur noch spärliche Rest aus der Antike zu besichtigen sind,
Fundamente, Mauerreste, Teile der Säulenhallen eines Tempels, eine korinthische
Giebelecke, Festungswälle, das steil angelegte Theater und einiges mehr, ist
der Gang durch die Geschichte doch sehr beeindruckend. Hier oben stand einst
der berühmte Zeus-Altar, der heute im Berliner Pergamon-Museum zu besichtigen
ist. Young-Ran sucht sich irgendwann einen windstilleren Platz, Zora und ich stöbern weiter in vergangene Zeiten. Böenhafter Wind, Regen und Hagel verkürzen dann aber doch unsere Aufenthaltsdauer auf der
Akropolis. Ein Hinweis für alle, die mit der Seilbahn nach oben fahren: im
Anschluss an den Rundgang durch die Oberburg kann man durch die Unterstadt nach
Bergama absteigen. Dies soll sehr lohnenswert sein. Insgesamt werden im Reiseführer
30 Ausgrabungen der antiken Stätten im Bereich der Stadt Bergama aufgeführt.












Nach Beendigung unseres Rundgangs wurden wir von einem
Herrn angesprochen, der uns auf eine in der Nähe liegende Teppichknüpferei hinweist.
Er war in Erlangen zu Hause und spricht akzentfrei deutsch. Nein, danke, ist meine Erwiderung, wir sind am Kauf von Teppichen nicht
interessiert. Das müssten wir auch nicht – Informationen über die
Teppichknüpferei in der Türkei könnten doch aber auch für uns von Interesse
sein. Recht hat er. Da wir auf der Route Richtung Izmir sind, nehmen wir das
Angebot an und fahren zur Carpet Weavers Association, direkt an der E87/550
gelegen. Hier weise ich auch noch einmal vorsorglich darauf hin, dass wir
keinen Teppich kaufen würden, sondern nur an Informationen über die Herstellung
von Teppichen interessiert sind. Wie wir erfahren, versucht die Kooperative
junge Menschen vermehrt an die Teppichknüpferei heranzuführen, da dieses
Handwerk in der Türkei am Aussterben ist. Seit über 500 Jahren werden Teppiche in traditionellen Farben und Motiven in der Stadt Bergama geknüpft. Heute ist der Teppich nur noch ein
Museumsstück oder ein mitgebrachtes Souvenir. Auf den laminierten und
gefliesten Böden hat heute kaum noch jemand einen Teppich zu liegen. Geschätzt wird
das Handwerk schon lange nicht mehr. Aufgrund der zurückgehenden Nachfrage geht
die Produktion türkischer Teppiche zurück. Verstärkt werden heute in der Türkei
Teppiche aus Persien und Afghanistan angeboten und verkauft.








Die Kooperative will alte Traditionen wiederbeleben
und unterstützt Frauen in abseits gelegenen Dörfern. Sie stellen Knüpfstühle
zur Verfügung und schaffen so Arbeitsplätze, bei denen Frauen in Heimarbeit Geld
verdienen. Abnehmer dieser Teppiche sind insbesondere deutsche Touristen – wir nicht.
Trotzdem werden wir durch die vielen Räume geführt, die mit bunt leuchtenden Teppichen
behangen und gestapelte sind.
Für die lehrreiche Information und für die spannende
Ausführung sind wir sehr dankbar und laden deshalb zum Ende der Führung den
Geschäftsführer der Kooperative ein, unsere Wohnkabine zu besichtigen. Ich
öffne die Tür, nein, ich versuche die Tür zu öffnen und habe keinen Erfolg. Ich
drehe den Schlüssel nach rechts, ich drehe den Schlüssel nach links, ziehe am
Türgriff, nichts tut sich. Wir erhalten beim Verabschieden den Hinweis, dass man
das Problem einige Kilometer weiter lösen wird. Fahren Sie so weit, bis Sie wieder ans Meer kommen, auf der rechten
Seite sehen Sie in der Ferne eine Raffinerie, auf der linken Straßenseite liegen
einige Werkstätten, die werden Ihnen helfen. So beschrieben halten wir an
einer der besagten Werkstätten und hoffen darauf, dass man uns die Tür wieder
öffnet. Stattdessen bekommen wir den Rat, noch fünf Kilometer weiter zu fahren,
da wäre, wiederum auf der linken Seite, eine große Autowerkstatt. Wie wir das
alles in türkischer Sprache verstehen, ist nicht zu erklären. Doch die
Verständigung ist perfekt – nach genau fünf Kilometern sehen wir "die große
Autowerkstatt" – FORD TRUCKS. Bevor wir die anfahren setze ich mich zunächst
aber mit TISCHER, dem Wohnkabinenhersteller, telefonisch in Verbindung und
lasse mir erklären, was passiert sein könnte und wie man mit dem Schloss
verfahren soll. Mit dieser Information fahren wir auf das FORD Gelände.

Drei Mitarbeiter nehmen sich dem defekten Schloss an und stellen recht schnell die Funktion wieder her. Ich bin erleichtert, möchte bezahlen und werde auf das Büro vorne bei der Einfahrt hingewiesen. Hier denkt man wohl, dass ich zur Inspektion mit meinem FORD RANGER vorgefahren sei und verlangt von mir ein Papier, indem man auf die Sonnenblende hinweist. Ich verstehe und reiche mein Kfz-Schein. Nein, ich habe nicht richtig verstanden, den möchte man nicht haben. Klar, es kann nur das Service-Heft sein. Richtig. Aber wofür. Zwischenzeitlich kommt einer der Mechaniker, die das Schloss wieder gangfähig machte zu uns und klärt auf. Nun noch ein Telefonat, dann eine Beratung zwischen zwei Herren im Büro und schließlich ein freundlicher Handschlag von einem der beiden und die Geste, dass dieser Service kostenlos ist. Einfach toll. Mit einem herzlichen Dankeschön, wie auch immer geäußert, mit Sicherheit von den drei Herren aber verstanden, verabschieden wir uns und fahren unserem heutigen Ziel, dem Städtchen Foca, etwa 70 km nordwestlich von Izmir gelegen, weiter entgegen.

Drei Mitarbeiter nehmen sich dem defekten Schloss an und stellen recht schnell die Funktion wieder her. Ich bin erleichtert, möchte bezahlen und werde auf das Büro vorne bei der Einfahrt hingewiesen. Hier denkt man wohl, dass ich zur Inspektion mit meinem FORD RANGER vorgefahren sei und verlangt von mir ein Papier, indem man auf die Sonnenblende hinweist. Ich verstehe und reiche mein Kfz-Schein. Nein, ich habe nicht richtig verstanden, den möchte man nicht haben. Klar, es kann nur das Service-Heft sein. Richtig. Aber wofür. Zwischenzeitlich kommt einer der Mechaniker, die das Schloss wieder gangfähig machte zu uns und klärt auf. Nun noch ein Telefonat, dann eine Beratung zwischen zwei Herren im Büro und schließlich ein freundlicher Handschlag von einem der beiden und die Geste, dass dieser Service kostenlos ist. Einfach toll. Mit einem herzlichen Dankeschön, wie auch immer geäußert, mit Sicherheit von den drei Herren aber verstanden, verabschieden wir uns und fahren unserem heutigen Ziel, dem Städtchen Foca, etwa 70 km nordwestlich von Izmir gelegen, weiter entgegen.
Das ehemals griechische Foca lebt vom Fischfang
und von seinen überwiegend türkischen Gästen, darunter viele Wochenendausflügler
aus Izmir. Wir, als europäische Touristen, stellen die Minderheit dar. Foca
teilt sich durch eine Landzunge in zwei Buchten und in zwei Häfen, die gut zu
Fuß zu erlaufen sind. Wir "landen" ungewollt in der nördlichen Bucht Kücükdeniz
– und befinden uns im schönsten Teil des kleinen Fischerdorfes. Wir laufen,
nachdem wir unser Fahrzeug auf einem privaten Parkplatz kostenpflichtig abgestellt
haben, auf einer Uferpromenade an einladenden Restaurants, Bars und Cafés
vorbei und entschließen uns zur Einkehr in ein kleines Restaurant, da wir heute
noch nichts, außer unserem Frühstück, gegessen haben. Von hier genießen wir den
Blick auf Fischer- und Ausflugsboote und auf die gegenüberliegende
Promenadenseite. Da wir wohl "auffällig" sind, werden wir von einer älteren
Dame angesprochen, die uns bei unserer Bestellung behilflich ist. Wie sie uns
erzählt, hat sie in Istanbul Germanistik studiert und war lange Jahre hier in
der Türkei Deutschlehrerin. Jetzt reist sie um die Welt, hat hier in der Nähe
eine Wohnung, wohnt aber überall und nirgends. Hat keine finanziellen Sorgen, wie sie sagt,
genießt das Leben, ist überall rum gekommen, insbesondere haben es ihr die
skandinavischen Länder angetan. Mit einigen Tipps für unseren Türkei-Aufenthalt
verabschiedet sie sich von uns. Wir wünschen ihr ein weiterhin erfülltes Leben.
Wir bleiben nicht alleine. Jetzt setzt sich ein älterer Herr zu uns, der zuvor
mit einem anderen älteren Herrn an einem benachbarten Tisch mit einem Brettspiel beschäftigt ist. Tochter und Enkelkinder leben in Sindelfingen. Er war in Deutschland beamteter Dolmetscher
und gönnt sich jetzt ein schönes Leben. Seit vielen Jahren wohnt er etwas außerhalb von
Foca, preist die Gegend, das hiesige Wetter und hofft noch auf ein paar gesunde Jahre.












Wenn ich es nicht schon an anderer Stelle erwähnte,
unser Urlaub gestaltet sich sehr kommunikativ und, ich nenne es mal "menschennah",
ungemein unterhaltsam. Wir fühlen uns in der doch vorher so fremden Türkei sehr
wohl, sehr gut aufgenommen und schon beinahe vertraut.
15.791 km Tagesstart
15.905 km Tagesende
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