Nach viel Natur, nun
wieder Kultur.
Wir fahren zurück zur 525,
wieder am Bafa-See vorbei, über Söke weiter hinaus bis zum Abzweig
Germencik, also in nördliche Richtung. Dann weiter östlich auf die 320 über
Aydin und Nazilli bis Kuyucac. Hier nehmen wir die Abzweigung südöstlich nach Karacusa und weiter nach Aphrodisias. Die Ruinen liegen innerhalb und in der nächsten Umgebung des alten Dorfes Geyre, dessen Bewohner in den 60er Jahren
des vergangenen Jahrhunderts umgesiedelt wurden, weil sie den Ausgrabungen im
Wege waren.
Wir fahren linker Hand auf
einen großen Parkplatz, direkt an der Hauptstraße gelegen, und werden vom
Parkwächter darauf hingewiesen, dass das Abstellen unseres Fahrzeugs,
inkl. Transfer zur Ausgrabungsstelle 10
TL kostet. Da wir kurz vorher für Obst, das wir am Straßenrand kauften, unsere letzten Lira ausgaben, mussten wir hier notgedrungen zu einem schlechten Kurs unsere Euro umtauschen. Für 100 € bot man uns 290 TL, nutzte unsere Situation und war
nicht bereit, uns ein wenig entgegen zukommen. Sei es drum.

Mit dem etwas eigenwilligen Shuttle-Bus geht es dann über die Hauptstraße und nicht weit von hier zur Ausgrabungsstätte.
Weitere 30 TL müssen nun für zwei Personen an der Kasse entrichtet werden. Summa
summarum zahlen wir umgerechnet für 2 Personen, natürlich inkl. Zora, ca.
13,30 €. Verglichen mit Besuchen von antiken Stätten in anderen
Mittelmeerländern, wie Italien und Spanien, immer noch äußerst günstig.
Stellen
Sie sich vor, Sie kommen in eine Stadt, die so reich an archäologischen
Schätzen ist, dass Ihnen Skulpturen vor die Füße rollen, Marmorköpfe aus Wänden
fallen oder dicht an dicht in Bewässerungsgräben liegen. So enthusiastisch äußerte sich der
1990 verstorbene türkische Archäologe Kenan T. Erim, der die Erforschung von Aphrodisias
zu seinem Lebenswerk gemacht hatte. Ein andermal soll er auf die Frage, warum
er nie geheiratet habe, geantwortet haben, Heiraten?
Ich? Ich bin doch verheiratet. Wie soll ich eine bessere Frau finden als
Aphrodite? Ja, die Ansichten über eine Ehe können weit auseinander gehen. Vielleicht war es aber auch der Umstand, dass Aphrodite nie
widersprochen hat?
Das Ausgrabungsgelände ist
weniger spektakulär als Ephesos und doch gehört es zu den meistbesuchten antiken
Sehenswürdigkeiten hier im Land – es
ist fester Bestandteil einer Türkei-Rundreise.

Vom Eingang führt der Weg vorbei an Sarkophagen
zum Museum, das wir als erstes besuchen, obwohl der Führer darauf hinweist, dass
es "gewöhnlich" als Letztes besichtigt wird. Das reizt uns natürlich, den "ungewöhnlichen" Weg zu gehen. Wir besichtigen zuerst die im Museum ausgestellten Gefäße, Büsten,
Denkmäler und Statuen im vorderen Teil und gelangen dann zum hinteren Teil, zur
Sebasteion Hall, die ca. 80 aufwendig restaurierte Reliefs des draußen zu
besichtigen Sebasteion zeigt. Die Reliefs draußen sind Kopien.


Aus dem Museum rauskommend
halten wir uns am Aphrodisias-Führer und gehen den Rundgang entgegen dem Uhrzeigersinn.
Insgesamt sind 10 Ruinen, mehr oder weniger gut erhalten, zu besichtigen. Für
mich am eindrucksvollsten ist das Stadion, das als das besterhaltene antike Stadion
im Mittelmeerraum gilt, und ein Fassungsvermögen von 30.000 Menschen besaß. Auch
das Tetrapylon und das Sebasteion konnten überzeugen. Jeder setzt hier sicherlich
einen anderen Schwerpunkt – besterhaltenste Ausgrabung, Ausgrabungsfund, Geschichtsträchtigkeit, Architektur,
etc.
Uns zieht es wieder zurück
in das Hier und Heute – nach Pamukkale. Dazu fahren wir auf der D585 südöstlich
in Richtung Tavas, um den imposanten, schneebedeckten Felsriegel Akdag zu
umfahren. Seine höchste Erhebung wird mit 2.730 Metern angegeben. Dem Hinweis auf Denizli folgend, geht es nordöstlich bis zur E87. Die 1 Millionen Stadt, von hügeliger Landschaft umgeben, ist
Verkehrsknotenpunkt an der Europastraße E87. Von über 1.000 m Höhe kommend sehen
wir Denizli in der Abendsonne unter einer Dunsthaube liegen. Auf der teilweise
5-spurigen Durchgangsstraße "genießen" wir jede Menge Großstadtluft und
durchqueren die Stadt auf der Nord-Süd-Achse nach Pamukkale. Gleich am
Ortsanfang ist ein Schild OTOPARK positioniert, das den Autoparkplatz eines
Restaurants kennzeichnet. Unsere übliche Frage nach dem Übernachten, die auch hier
wieder bejaht wird, schließt sich als Dank unsere Bestellung von der
bebilderten Speisenkarte an. Auf das Mittagessen hatten wir auch heute wieder
verzichtet. Meine Frage nach einem Raki, dem türkischen Anisschnaps, wird verneint – hier, wie auch in anderen türkischen Regionen,
wird kein Alkohol ausgeschenkt. Es geht auch ohne Schnaps – meint Young-Ran. Ob
sie das mir oder dem jungen Wirt sagt oder sich selbst meint, frage ich erst
gar nicht nach. Die Frage nach dem Unterschied zwischen Ouzo und Raki mögen die
Griechen und Türken mir verzeihen – ich merke, besser ich schmecke keinen –
beide sind für mich gleich gut. Merken tut man beide, wenn es dann ein Glas zu
viel war.
16.239 km Tagesstart
16.535 km Tagesende
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