Wieder erleben wir in der
Nacht ein gewaltiges Gewitter mit "allem Drum und Dran". Blitze und Donner
wechseln sich ab und scheinen sich überbieten zu wollen. Der Regen prasselt mit
mächtiger Gewalt auf die Wohnkabine. Irgendwann ist der Spuk vorbei – der
anbrechende Tag scheint uns versöhnen zu wollen.
Wie üblich wird Zora beim
Morgenspaziergang durch bellende Hunde belästigt. Sie kann sich auf mich
verlassen. Ich verscheuche die Hunde mit kräftigen, lauten Zischlauten und
entsprechenden Armbewegungen. In unmittelbarer Umgebung streiten sich Katzen
mit schrecklichem Kampfgeräusch. An anderer Stelle sitzen Katzen in voller
Eintracht zusammen.

Wir laufen durch das kleine Basarviertel, das zur frühen
Morgenstunde noch absolute Ruhe verbreitet – später wird hier in den kleinen
Gassen das Leben brodeln. Unser Weg führt uns zunächst wieder an die nördliche
Bucht, vorbei an den Resten einer mit Zinnen bestückten Festungsmauer.

Am Ende
der Landzunge erreichen wir dann Büyükdeniz, die südliche Bucht von
Foca. Hier liegen die größeren Yachten und Segelboote, wartend auf ihre
Besatzung und ihre Gäste, die sie dann zu den vorgelagerten Inseln, zur
Badeinsel Incir Adasi oder zu den Inseln der Sirenen einladen – natürlich nicht
kostenlos. Zweifellos ist Kücükdeniz,
die kleinere, nördliche Bucht, an der wir jetzt zu unserem Übernachtungsplatz wieder
zurückkehren, der schönere, aber auch touristischere Teil des kleinen
Fischerdorfes.
Einige Sätze noch zu
unserem eingespielten Morgenritual: Aufstehen gegen 7 Uhr, Morgenwäsche,
Hundefutter vorbereiten, Spaziergang mit Zora. Es ist unschwer ersichtlich,
dass ich hier zunächst meine "Morgentätigkeit" beschreibe. Young-Ran bereitet
sich zwischenzeitlich durch ihre Morgentoilette auf das Frühstücken vor. Wer mit dieser Definition Schwierigkeiten hat, kann hierzu einen interessanten Artikel lesen. UNBEDINGT LESEN, DER ARTIKEL BESEITIGT MISSVERSTÄNDNISSE UND GIBT SEHR GUTE ANLEITUNGEN! Nach meinem, unserem Spaziergang, ich werde schließlich von
Zora begleitet, bereite ich das Frühstück vor. Kaffeewasser kochen, Kaffee aufbrühen, die Frühstückszutaten (Brot, Wurst, Käse, Marmelade) nach außen reichen – Young-Ran verteilt diese auf dem Tisch vor der Wohnkabine – Besteck und dergleichen
folgen. Für unterwegs, also nicht auf dem Campingplatz, haben wir uns für
NestCafé Gold entschieden, dies soll keine Werbeaussage sein, nur der Hinweis,
dass wir keine Kaffeereste (Kaffeemehl) entsorgen möchten. Jetzt kann das
gemeinsame, gemütliche Frühstücken beginnen. Nein, noch nicht, der Süßstoff für
Young-Ran fehlt. Nach dem Frühstücken und dem Reinreichen aller "Frühstücksutensilien" durch
Young-Ran übernehme ich den Abwasch in der Wohnkabine mit der, nicht täglichen
Bemerkung, es ist doch schön, wenn der
Mann alles macht. Antwort: das mache
ich nun schon seit 40 Jahren. Unschwer zu erkennen, das ist Young-Rans
Aussage. Für das Abwaschen wird unterwegs kein Wasser verschwendet und kein Spülmittel verwendet, nur heißes
Wasser – damit wir problemlos das Schmutzwasser entleeren
können. Ein tägliches Ärgernis für mich ist der Schwamm mit seiner grünen Scheuer-Unterseite (oder ist es die Oberseite?). Die grünen, feinen Reste
sammeln sich im Wasser an. Liegt es an der Qualität des Schwammes? Vielleicht
kann hierzu mal die "Hausfrau", es kann auch der "Hausmann" sein, Stellung
nehmen. Nach dem Abwaschen erhält Zora ihr vorher von mir eingeweichtes Trockenfutter, angereichert mit einem Teelöffel Olivenöl. Ihre Futterration wurde von der Tierärztin auf z. Z. 210 g Trockenfutter eingeschränkt, da sie stark zum Zunehmen neigt. Wir, Young-Ran und ich, neigen (eigentlich) weniger dazu, da wir uns den ganzen Tag bewegen, wie z. B. bei der jetzigen Innenreinigung unserer Wohnkabine. Young-Ran fegt den Fußboden, ich bürste
draußen die Eingangsmatten und das Hundekissen. Tag für Tag der gleiche Ablauf. Auch
heute – bis wir dann in südöstliche Richtung nach Izmir starten.
In der
Gegend um Seyrek, ca. 30 km vor Izmir, fahren wir rechts und links unserer
Strecke an riesigen Reisfeldern vorbei und bleiben vor einem außergewöhnlich anmutenden Bau
stehen, der hier in die ländliche Gegend gar nicht so passend erscheint. Mein
Erstaunen wird noch größer als ich lese GEDIZ ÜNIVERSITESI, Fakultät für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften. Ich
nehme mir die Karte zur Hand, um zu sehen, wo wir uns genau aufhalten.
Unserem
Fahrzeug nähern sich zwei Sicherheitsbeamte, nein, eher Pförtner. Ich gebe ein
Zeichen, dass wir gleich wieder weiterfahren. Aber, mein Erstaunen nimmt nun
ein noch größeres Ausmaß an. Der eine, der etwas kleinere und jetzt direkt neben uns stehende Herr,
lädt uns fragend zum Nescafé ein. Nicht nur aus Höflichkeit, nein, aus Freude
über solch unerwartete Geste, nehmen wir die Einladung spontan an. Natürlich
dürfen wir fotografieren, unser Fahrzeug können wir auch auf dem Parkplatz
abstellen. Wir werden gebeten, in die Pförtnerloge zu kommen. Links
und rechts, unsere Wangen berührend, werden wir umarmt – es ist eine außergewöhnliche
Situation. Man stelle sich diese Begegnung vor einer deutschen Universität mit
türkischen Touristen vor. Unvorstellbar. Unsere Gastgeber sprechen nur Türkisch, kaum Englisch. Wir führen einen Informationsaustausch fast ohne sprachliche
Verständigung. Tauschen Bilder aus, die auf den Handys des jeweils anderen abgespeichert sind, Familienfotos, ihre und unsere. Wir werden auf die Internetseite der
Universität geführt und können uns durch ein YouTube Video über die Universität
informieren – ich zeige die RAW WebSeite und werde auf einem Foto mit John Clooney
verglichen – soll das eine Ehre für den Schauspieler sein?
Wir tauschen unsere
Namen aus.
Über Facebook finde ich später:
Über Facebook finde ich später:
Emrah
Urlu
Arbeitet
bei Gediz
Üniversitesi İzmir
Hat hier
studiert: Eskişehir
Anadolu Üniversitesi SOSYAL HİZMETLER BÖLÜMÜ
Wohnt
in İzmir, Turkey
Aus Erzurum
Über Ahmet Özcan finde ich bei Facebook folgenden Eintrag:
Hat hier studiert: Ege University
Emrah reicht mir noch eine Notiz, die ich mir später übersetzen lasse. Auf jeden Fall steht dort eine Telefon-Nummer. Seine? Eine Verständigung über das Telefon scheint mir dann aber doch sehr schwierig zu sein.
Hat hier studiert: Ege University
Emrah reicht mir noch eine Notiz, die ich mir später übersetzen lasse. Auf jeden Fall steht dort eine Telefon-Nummer. Seine? Eine Verständigung über das Telefon scheint mir dann aber doch sehr schwierig zu sein.

Wir verabschieden uns – wieder umarmend. Einige Erinnerungsfotos werden von mir noch "geschossen", dann stellen sich Emrah und Ahmet abwechselnd an unser Fahrzeug und machen für sich selbst mit ihren Handys ihre Aufnahmen. Mit einem herzlichen Winken fahren wir davon. Bei Emrah hatte ich
den Eindruck, dass unser Besuch ein bleibendes Erlebnis hinterlassen wird.
Genauso, wie bei uns.
Frisch auf den Tisch –
geht uns in der Vorstadt von Izmir ein junger Mann mit einem lebenden Huhn über
die Straße. Auch wenn es, dem Aussehen nach, eher ein altes Suppenhuhn ist. In Izmir, nach Istanbul
und Ankara, die drittgrößte Stadt der Türkei, "arbeiten" wir uns durch den
lauten, hupenden und hektischen Großstadtverkehr durch. Ein großer Aufenthalt
ist nicht vorgesehen, Izmir ist für uns nur kurze Durchgangsstation in südliche
Richtung. Das Stadtzentrum meiden wir absichtlich. Istanbul und Ankara haben
wir bei unserer Türkei-Reise gleichfalls ausgeschlossen. Die Suche nach einem
Parkplatz gestaltet sich schwierig, bis ich links vor uns auf der anderen Straßenseite einen freien Platz
ausmache. Wir nutzen die nächste Wendemöglichkeit, ehe wir den
vermeintlichen Parkplatz anfahren. Uns wird deutlich gemacht, dass es sich hier
nicht um einen Parkplatz, sondern um einen Baustellenbereich für
abgestellte Baufahrzeuge handelt. Es folgt der Hinweis, auf einen für uns geeigneten Parkplatz mit der anschließenden Frage nach unserer benötigten Parkdauer. Höchstens 1-2 Stunden ist unsere Antwort
– wir wollen nur kurz Essen gehen. Die
Reaktion ist für uns überraschend. Wir und unser Fahrzeug sind nun willkommen und dürfen hier stehen bleiben. Wieder eine tolle
Geste türkischer Gastfreundschaft.
Von unserem "Parkplatz" laufen
wir nur wenige hundert Meter um festzustellen, dass wir uns im Rotlichtmenü befinden.
Damen sprechen aber nicht mich an, sondern Zora – für Young-Ran kann das nur
beruhigend sein. Um unseren Zeitplan von 1-2 Stunden Aufenthalt einzuhalten,
wählen wir das nächstbeste Lokal für unseren Mittagsaufenthalt. Wir werden
nicht enttäuscht, das Angebot ist gut und preiswert. Aus dem Büffet können wir
uns die Speisen zusammenstellen.

Rechtzeitig genug, um unser gegebenes Wort einzuhalten, kommen wir zu
unserem "Parkplatz" zurück. Aufgrund der nun herrschenden Hauptverkehrszeit können
wie die Stadt über viele Kilometer nur im Schritttempo verlassen.
Viel Interesse räumen wir Seferihisar,
südwestlich von Izmir ein. Bei unserer Reiseplanung bin ich durch einen Reiseführer
auf die Stadt aufmerksam geworden. Auf Seferihisar wird wie folgt eingegangen: Das Konzept der "langsamen Stadt" entwickelte sich aus der weltweiten Slow-Food-Bewegung, die zum Ziel hat,
lokale, traditionelle Gerichte zu erhalten. Slow City wiederum bedeutet eine
Ausrichtung des städtischen Lebens im ökologischen, nachhaltigen, humaneren
Sinne. Der lokale Charakter soll vor Überbauung geschützt, das traditionelle
Handwerk gefördert, die Natur vor Zerstörung bewahrt werden. Dem Netzwerk, zu
dem mittlerweile an die 150 Städte in über 20 Ländern gehören, schloss sich
auch das kleine Seferihisar im Südwesten von İzmir an. Das Konzept will
die neuesten Entwicklungen nutzen, um eine alternative, menschlichere
Lebensweise zu fördern. Erdwärme und Windenergie werden bereits genutzt. Ein
Fahrradprojekt, eine durch Alternativenergien betriebene Straßenbahn und ein
Biogaswerk sind die ersten realisierten Projekte. Die
Kommune unterstützt das Konzept; die Bewohner hoffen auch, so nicht zu einem
Rentnerparadies zu werden, sondern die jüngeren Generationen durch das Schaffen
von Arbeitsplätzen zu behalten.
Ob das Konzept erfolgreich umgesetzt werden konnte, ist durch unseren Besuch
von Seferihisar nicht erkennbar. Mit Sicherheit würde die Kommune darüber aber entsprechende
Auskunft geben.
Einen Kurzbesuch statten
wir Özdere ab. Meine Schwägerin, die Frau meines Bruders Frido, einer der
beiden Söhne aus erster Ehe meiner Mutter, wird hier im April für 10 Tage ihren
Urlaub verbringen und neue Kraft für die Pflege meines an Parkinson und Demenz erkrankten
Bruders "tanken". Wir werden uns auf halber Strecke zwischen Özdere und Kas
treffen, um gemeinsam einige Tage zu verbringen. Vielleicht wird daraus auch
eine kleine "Fotoreise".
Einige Kilometer hinter Özdere,
in Ahmetbeyli, fahren wir von der Landstraße ab. Vier Hinweisschilder weisen
auf Campingplätze hin. Am Strand müssen wir aber feststellen, dass keiner von
denen zu dieser Jahreszeit geöffnet ist.

Stattdessen bietet sich KAMP MUSTERISI neben einem gleichfalls geöffneten Restaurant an, dessen Besitzer uns fragt, ob wir zum Abend einkehren möchten. Wir bestätigen dies und bekommen zur Antwort, dass wir dann auch auf seinem Parkplatz stehen bleiben können. Kostenbewusst und dankend nehmen wir das Angebot an. Ob Kamp- und Restaurant-Besitzer hier in einer Person auftreten oder eher Konkurrenten sind, ist nicht ersichtlich. Für uns aber auch nicht so relevant – wir sind mit unserem Übernachtungsplatz zufrieden.

Stattdessen bietet sich KAMP MUSTERISI neben einem gleichfalls geöffneten Restaurant an, dessen Besitzer uns fragt, ob wir zum Abend einkehren möchten. Wir bestätigen dies und bekommen zur Antwort, dass wir dann auch auf seinem Parkplatz stehen bleiben können. Kostenbewusst und dankend nehmen wir das Angebot an. Ob Kamp- und Restaurant-Besitzer hier in einer Person auftreten oder eher Konkurrenten sind, ist nicht ersichtlich. Für uns aber auch nicht so relevant – wir sind mit unserem Übernachtungsplatz zufrieden.
15.905 km Tagesstart
16.080 km Tagesende
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